Mit 18 Jahren in die Kirchenleitung

Uttum. Der Uttumer Neelo Janssen (18) ist Abiturient am Johannes Althusius Gymnasium in Emden, hat eine recht genaue Vorstellung davon, in welche Richtung er sich beruflich entwickeln möchte – und ist seit kurzem – gemeinsam mit seinem Freund Tjarde Weerda (19) aus Groß-Midlum Jugenddelegierter für die Kirchenleitung der Evangelisch-reformierten Kirche, der Gesamtsynode. Diese neu gewählte VII. Gesamtsynode trifft sich am 26. und 27. September zu ihrer konstituierenden Tagung in der Johannes a Lasco Bibliothek.

Jüngstes Mitglied der neuen reformierten Gesamtsynode: Neelo Janssen vor der Kirche seines Heimatortes. Bild: Wolfgang Mauersberger

Dass mehr Jugendliche in das Kirchenparlament einziehen und dort aktiv mitbestimmen sollen, hatte die Vorgängersynode beschlossen und in einer Verfassungsänderung festgeschrieben. Demnach muss jeder Synodalverband je nach Größe ein bis drei Personen benennen, die jünger als 27 Jahre sind und Interesse an der kirchlichen Arbeit haben. Der Synodalverband Nördliches Ostfriesland darf zehn Delegierte in die Gesamtsynode schicken, zwei von ihnen müssen der Altersgrenze unterliegen. Wird dieses Quorum nicht erfüllt, bleiben die Plätze unbesetzt und der Synodalverband wird von nur acht Synodalen vertreten. Die beiden Plätze der Jugend bleiben in dem Fall unbesetzt, weil es laut Gesetz nicht gestattet ist, sie an Ältere weiterzugeben.

Doch ist es allen neun Synodalverbänden der Evangelisch-reformierten Kirche gelungen, junge Leute zu finden. Das bedeutet, dass von den insgesamt 57 Synodalen 13 junge Mitglieder vertreten sind. Neelo Janssen ist dabei der jüngste Gesamtsynodale, wie die Pressestelle der Evangelisch-reformierten Kirche auf Anfrage bestätigt hat.

Für Neelo hat das neue Amt Konsequenzen. So musste er um Schulbefreiung für einen Tag bitten. „Das war kein großes Problem. Schwieriger wird es, wenn sich Termine am Morgen oder am frühen Nachmittag ergeben.“ Doch soweit will der 18-Jährige noch gar nicht denken. Im Augenblick wälzt er die Verfassung seiner Kirche und liest sich in die Thematik ein. Der theologische Aspekt ist für ihn keine Schwierigkeit. Die ganze Familie ist kirchlich engagiert. Alles andere werde sich finden.

Wie aber kam Neelo überhaupt in das Blickfeld der Kirchenleitung? Der junge Mann war aktiv beteiligt, als es darum ging, die Jugendarbeit im Dorf wieder zu beleben. Und da es wenig sinnvoll gewesen wäre, wenn jede Einrichtung im Dorf – Kirche, Feuerwehr, Sportverein – eine eigene Jugendgruppe gegründet hätte, tat man sich zusammen. Vorsitzender der Gruppe wurde Neelo. Die Jugendlichen werden regelmäßig eingebunden, wenn Gemeinschaftsarbeit geleistet werden muss oder irgendwo im Dorf Not am Mann ist – etwa beim Abbruch einer Leichenhalle im historischen Kirchturm. Als dann die reformierte Kirche mit Blick auf die Verfassungsänderung bei allen Jugendverbänden im Synodalverband nachfragte, ob Interesse an einer Mitarbeit bestünde, war Neelos Neugier geweckt. Er bekundete sein Interesse – ebenso wie Tjarde Weerda im Nachbardorf.

Dass er nun in gleich drei Ausschüsse der Gesamtsynode gewählt wurde, freut ihn ungemein. Für Neelo ist der wichtigste Posten der im Finanzausschuss, weil hier weitreichende Entscheidungen für die Zukunft der Kirche getroffen werden. „Mein Lieblingsfach ist Mathematik. Ich dachte mir, dass das passt.“ Bei Tjarde, der ebenfalls im Finanzausschuss sitzt, passe es sogar noch besser, denn der sei Auszubildender bei einer Bank.

Die bisherigen Erfahrungen bei einem Treffen der neuen und erfahrenen Synodalen seien gut, der Umgang von jung und alt verlaufe sehr entspannt, der Zuspruch der Älteren sei ermutigend. So richtig ernst wird es für Neelo und Tjarde dann im November, wenn die erste reguläre Sitzung des Leitungsgremiums stattfindet und dann wirkliche Entscheidungen anstehen.