Drei, die beruflich Tee trinken

Emden. Lesen, Plaudern, Tee trinken – das scheint ein lohnendes Dreierlei zu sein, das Sylvie Gühmann, Sebastian Stuertz und Jan Brandt zur „Li-tee-ra-tour“ inspirierte. Familie Thiele vom gleichnamigen Tee-Unternehmen hatte zu „Texte mit T“ in den Klub zum guten Endzweck eingeladen – und beeindruckt von dem Namen hatte Jan Brandt schon mal zu Anzug und Krawatte gegriffen, um allen gesellschaftlichen Anforderungen gewappnet zu sein.

Das Trio kam gleichwohl etwas spät. Stuertz habe erst einen Text zu Ende schreiben müssen, den er unbedingt am Abend vorlesen wollte. Das sagte er zumindest. Eine rhetorische Wendung, um es spannend zu machen? Wer weiß.

Die Drei klärten überhaupt erst einmal auf: über ihr Alter – die Männer beide je 50, die Frau 30. Gühmann, derzeit als Journalistin beim Spiegel tätig, spricht besser Schwäbisch als Platt, Stuertz‘ Herkunft aus Ostfriesland läuft – einigermaßen fern – über eine Urgroßmutter in Rhauderfehn. Er selber wuchs am Steinhuder Meer auf, und Brandt wurde zwar in Leer geboren, doch seine Sozialsation richtet sich eher nach Berlin aus als nach Ostfriesland. Wie sehen die Drei ihr Verhältnis zu Ostfriesland? „Wir Drei trinken seit drei Jahren beruflich Tee.“ Und ebenso lange schreiben sie offenbar auch Tee-Geschichten, die sie selber vorlesen und dabei verschiedene Gattungen verwenden. Das reicht von biographisch geprägten Geschichten bis zu Krimis, vom Roman-Auszug bis zu Familiengeschichten.

Und so belauscht Jan Brandt seine Familie beim Teetrinken, Sylvie Gühmann setzt sich mit einem schnarchenden Hund auseinander, Stuertz macht mit seinem Roman „Das eiserne Herz des Charly Berg“ bekannt und kreiert darin für den Kluntje das neue Wort „Zuckerstein“. Gühmann bekennt, wie viel Spaß es ihr bereite, auf dem Papier Leute „abzumurksen“. Die Drei unterhalten sich darüber, wie schwer es ist, Gerüche und Aromen in Worte umzusetzen, wie lange Tee ziehen muss, warum Menschen Sammlungen profaner Gegenstände anlegen und warum man die Teezeremonie immer wieder erklären muss.

Celine Thiele hatte mit dem Thiele-Team die Tische im großen Saal des Klub stilvoll gedeckt. Natürlich gab es Tee aus Thiele-Tassen und Kekse und leuchtende Sonnenblumen in Teedosen, die zu Vasen umfunktioniert worden waren. Franz Thiele erläuterte, animiert durch Jan Brandt, die Namensbedeutung des Klubs unter anderem als die einer Eheanbahnungsplattform.

Lennart Thiele berichtete von einer Reise nach Kenia, wo in schädlingsfreien Hochlagen riesige Teefelder vor allem für den chinesischen, russischen und türkischen Markt wachsen und industriell abgeerntet werden. Die Reise sei eine Sondierung gewesen, sagte Lennart Thiele. Dass die Traditionsfirma ihren Tee künftig aus Afrika statt aus Asien beziehen werde, sei eher unwahrscheinlich, weil der Qualitätsanspruch der Ostfriesen hoch und nur durch Handpflückung, nicht aber durch maschinelles Abernten zu gewährleisten sei.

Die Bücherstube am Rathaus hatte einen Bücherstand aufgebaut, der unter anderem Bücher der drei Autoren anbot.