Den Monumentendienst ausweiten!

Aurich. Der 20. Jahrestag des Monumentendienstes ist am Dienstag (1. Oktober) mit einem Festakt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft gefeiert worden. Die Laudatoren beleuchteten dabei Gründung, Tätigkeit und Zielsetzung des Pflege- und Wartungsdienstes für historische Gebäude von vielerlei Seiten. Dabei regte die Präsidentin des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Christina Krafczyk, eine Ausweitung der Einrichtung, die seit zwei Dekaden im Nordwesten tätig ist, auf ganz Niedersachsen an. Denn im Land gebe es rund 80 000 Denkmale. Diese seien verletzlich und bedürften der besonderen Pflege. Sei diese aber gesichert, dann erweise sich der Erhalt der alten Substanz um einen Faktor vier sinnvoller als Abriss und Neubau.

Festakt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft. Rund 90 Gäste hatten sich hier versammelt

Professor Joachim Schachtner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), betonte, der Denkmalschutz lebe nur von der Akzeptanz der Nutzer. Der Monumentendienst zeige, „wie Denkmalschutz funktionieren kann und sollte“. Der Monumentendienst habe sich als Glücksfall für den Denkmalschutz in der Region erwiesen.

Walter Theuerkauf, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kulturschatz Bauernhof, machte deutlich, dass der Monumentendienst trotz seiner 20-jährigen Tätigkeit immer noch ein Projekt der Stiftung sei und keine eigenständige Einrichtung. Er erinnerte daran, dass die Niederländer mit ihrer Monumentenwacht das Vorbild für den Monumentendienst gewesen seien und beim Einstieg ganz praktische Hilfestellung gegeben habe – etwa durch Probeinspektionen, bei denen den deutschen Handwerkern gezeigt wurde, worauf bei der Begutachtung von Denkmalen geachtet werden muss.

Dass die deutsche Variante der Monumentenwacht mittlerweile mehr als doppelt so viele Mitglieder zähle und entsprechend auch doppelt so viele Fachleute beschäftige, wolle er nicht verhehlen. In Zahlen ausgesprochen: Es haben sich mittlerweile mehr als 2000 Eigentümer von Baudenkmalen dem Wartungsdienst angeschlossen.

Auch die finanziellen Aspekte sprach Theuerkauf an. Denn ohne eine Förderung durch die Stiftung Niedersachsen, die Europäische Union und das Land Niedersachsen wäre es nicht möglich gewesen, das Projekt so erfolgreich auf den Weg zu bringen. Aber auch die Kommunen und kreisfreien Städte im Bereich Weser-Ems beteiligen sich. Mehr als 600 000 Euro Stammkapital sorgten nunmehr für Absicherung und Unabhängigkeit. „Denkmalschutz ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern er bedeutet auch das Besinnen auf das, was frühere Generationen geschaffen haben“, gab Theuerkauf zu Bedenken.

Sanierung verlangt manchmal nach einer Kletterpartie. Bild: Monumentendienst

Landschaftspräsident Rico Mecklenburg erklärte, dass die Ostfriesische Landschaft das erste Mitglied des Monumentendienstes gewesen sei, nachdem dieser 2004 an den Start ging. Zudem teilte er mit, dass Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger neues Mitglied im Vorstand der Stiftung Kulturschatz Bauernhof geworden sei. Ausdrücklich hob Mecklenburg die Verdienste des Verlegers der Nordwest-Zeitung, Reinhard Köser (1938 bis 2018), hervor. Ohne den Unternehmer wäre es nie zur Gründung der Stiftung Kultrschatz Baernhof gekommen. Weitere Namen, die in diesem Zusammenhang wichtig sind: Helmut Ottenjann,seinerzeit Leiter des Museumsdorfes Cloppenburg, Landschaftspräsident Carl Ewen und Dieter Boll, stellvertretender Leiter der Bezirksregierung Weser-Ems.

Landrat Matthias Groote sprach für die Arbeitsgemeinschaft der Landkreise und kreisfreien Städte in Weser-Ems, und er verwies darauf, dass noch nicht alle Kommunen in Weser-Ems Mitglied im Monumentendienst seien. Dazu zählen etwa das Emsland oder die Stadt Wilhelmshaven.

Kerstin Stölken und Bente Juhl von der Projektleitng des Monmentendienstes übernahmen es schließlich, einen Rückblick auf 20 Jahre zu geben. Dazu hatten sie den ehemaligen Landesdenkmalpfleger Hermann Schiefer gebeten, aus der Zeit der Gründung zu berichten. Der erinnerte daran, dass es eine Denkschrift von Hermann Ottenjan war, die 1996 erste Anstöße für die Stiftungsgründung gab, die dann zwei Jahre später erfolgte. Die Darstellung des Themas in Hannover sei derart nachdrücklich ausgefallen, dass Kulturminister Lutz Stratmann ohne jede weitere Absprache Förderung zusagte.

Die Entwicklung des Monumentendienstes verlief rasant. Heute kümmern sich elf Mitarbeiter um die Belange der Mitglieder und sorgen dafür, dass die alte Substanz der Bauten erhalten bleibt. In zwei Materallagern in Jemgumgaste und Oldenburg werden historische Baustoffe gesammelt. Zudem veranstaltet der Monumentendienst, dessen Verwaltung im Stellwerk Ahlhorn untergebracht ist, regelmäßig Vorträge und Symposien rund um das Thema Bauen.

Die Veranstaltung in Aurich wurde von Kai-Uwe Hanken (Rheiderland Zeitung) moderiert.