Starke Inszenierung mit tollen Stimmen

Emden. Wieder einmal in Emden zu Gast: die Opera Romana Craiova. Gespielt wurde „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini. Im Festspielhaus am Wall waren rund 300 Besucher zusammengekommen, um die Oper in einer Nachmittagsvorstellung zu sehen und zu hören. Und sie erlebten eine großartige Inszenierung – samt einem sehr jungen Kinderstatisten.

Hochzeitsfeier mit vielen Gästen im Haus des B.F. Pinkerton. Bilder: Wolfgang Mauersberger

An der Spitze der Sangesstars bewiesen sich die beiden Sopranistinnen Lisa Houben als Butterfly und Licia Toskano als Dienerin Suzuki mit ihren phänomenalen Stimmen. Die beiden standen nahezu ununterbrochen auf der Bühne und wurden dabei auch den spielerischen Erfordernissen in ausgezeichneter Weise gerecht – unterstützt von einem wunderbaren Ensemble.

Lärm und Ungemach am Ende der Feier. die Familie von Cho-Cho-San ist empört über das junge Mädchen, das aus Liebe den eigenen Glauben abgelegt hat. Pinkerton treibt die neuen Verwandten mit der Waffe aus dem Haus

Man muss indes auch sagen, dass die Inszenierung von Christian Francesconi hoch interessante Aspekte zeigte, die der Oper des 19. Jahrhunderts moderne Züge verlieh, ohne die Zuhörer mit übertriebenen Einfällen zu bedrängen. So wurde von Tänzern das Geschehen auf der Bühne im Hintergrund zeitgleich gespiegelt – als freie Interpretation des dramatischen Geschehens. Da tauchte zum Beispiel der Schurke Pinkerton (sehr ambitioniert gesungen von David Banos) mal als strammer Matrose, mal als Teufel auf.

In dem schlichten, aber wandlungsfähigen Bühnenbild von Rasvan Draganescu ließ sich die Dramatik der Handlung auch durch Unterstützung einer eindrucksvollen Licht-Regie darstellen. Überraschend auch die optische Präsentation der Butterfly, die zunächst in einem Kimono-ähnlichen Gewand agiert, dann in Jeans auf der Bühne steht, gefolgt von einem Glitzerabendkleid und schließlich wieder in einem übergeworfenen Kimono. Doch man spürte, dass diese optische Anpassung an das vermeintliche Wunschbild des Amerikaners Pinkerton nicht aus wirklicher Überzeugung erfolgt. Cho-Cho-San bleibt im Grunde dem traditionellen Bild der japanischen Frau des 19. Jahrhunderts verhaftet.

Eindrucksvoller Moment: der Summ-Chor am Ende des zweiten Aktes

Nicht nur die Sängerinnen und Sänger zeigten sich enorm stark. Der Chor der Opera Romana war außerordentlich gut vorbereitet, wie sich spätestens am sogenannten „Summ-Chor“ zeigte, der eine eindrucksvolle nächtliche Stimmung schuf. Auch das Orchester unter Leitung von Francesco di Mauro trug mit einfühlsamem Eingehen auf die Bühnensituation zum runden Theatererlebnis bei.

Vor Konzertbeginn: ein Blick in den Orchestergraben

Thorben Anders und Kerstin Rogge-Mönchmeyer, Leiter von Kulturevents, waren mit dem Erfolg ihrer 16 Uhr-Veranstaltung sehr zufrieden. „Sonntagnachmittag ist ein guter Termin für ein solches Angebot“, versichert Kerstin Rogge-Mönchmeyer. Und Thorben Anders verzeichnet zudem eine Tendenz, dass sich Besucher nicht mehr lange im Vorfeld binden wollen. „Zwei Wochen zuvor hatten wir kaum Auslastung für die Oper.“ Da sei er schon ins Schwitzen gekommen. „Doch in den letzten Tagen stiegen die Buchungszahlen steil an.“ Auch habe es eine ganze Anzahl von Spontanbesuchern gegeben.

Suzuki (Licia Toskano) mit Kinderstatist (Andrei Leonte)