Matinée mit der Geige eines Shoa-Opfer

Emden. Am 9. November, dem Tag der Pogromnacht von 1938, bietet die Volkshochschule Emden um 11 Uhr eine ganz besondere Veranstaltung an. Es gibt ein Konzert mit der Geige des jüdischen Musikers Igor Itzchak Orloff, der aus Russland floh und im Holocaust ermordet wurde. Dieses Instrument hat der Pianist, Dirigent und Kulturmanager Roman Salyutov erworben und will sie jetzt weder erklingen lassen. Das teilt die Pressestelle der vhs mit.


Gespielt wird die Geige von Alexander Lifland vom Beethoven-Orchester Bonn. Am Piano begleitet Roman Salyutov, am Cello Yevgeny Sapozhnikov. Zu hören sind Werke von Ravel, Tschaikowsky, Mussorgski, Brahms, Mendelssohn, Mahler, Gold, Schostakowitsch, Ullmann und Gernsheim. Zwischen den Musikstücken wird Salyutov über das Leben Orloffs berichten: Geboren 1884 versuchte dieser in jungen Jahren der Einberufung durch die russische Armee zu entgehen, was ihn Ende des Ersten Weltkrieges erst nach Skandinavien und dann nach Zentraleuropa trieb.

Orloff musizierte Anfang der 1920er-Jahre in Berlin und ließ sich später in Frankreich nieder. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten nach der Besatzung Frankreichs im Juli 1940 übergab er seine Geige an eine befreundete deutsch-jüdische Musikerin. Danach verliert sich seine Spur. Vermutlich wurde er nach Auschwitz deportiert. Eine Freundin hütete die Geige im Gedenken an Orloff, gab das Instrument an ihren Enkel weiter, bis es über eine weitere Station bei Roman Salyutov landete. „Es ist quasi seine Stimme“, sagt Salyutov, der sich nun darum kümmert, dieses Instrument von seiner besonderen Geschichte in Klängen weiter erzählen zu lassen.

► Die Veranstaltung findet im Rahmen der AEWB-Aktionswochen „Antisemitismusprävention mit der niedersächsischen Erwachsenenbildung“ statt und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“

► Eintritt: frei. Anmeldung: Tel. 04921 91550 oder online unter www.vhs-emden.de. Spontane Besucher sind ebenfalls willkommen.