Aktuell bis heute – Kurt Tucholsky

Emden. Die „Gesellschaft der Freunde der Johannes a Lasco Bibliothek“ lädt für den 14. November um 19 Uhr zu einer Lesung in die Bibliothek ein. Das Thema, zu dem Hermann Wiedenroth liest: „Kurt Tucholsky – ‚Ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze‘. Satiren, Gedichte und Briefe.“

Klaus Frerichs und die Gesamtausgabe der Texte, Briefe und Gedichte von Kurt Tucholsky

„Er hatte ein Gespür für neue Entwicklungen“, versichert Klaus Frerichs, Vorstandsmitglied der „Freunde“, und blickt auf einen Stapel von 22 dickleibigen Werken. Sie sind das Gesamtwerk von Kurt Tucholsky (1890 bis 1935) und in ihnen stehen weitsichtige Vorahnungen, mit denen der Schriftsteller, Publizist, Journalist, Satiriker früh vor politischen Entwicklungen warnte.

So bekundete er schon 1919 in dem Gedicht „Krieg dem Kriege“:
„Und nach abermals zwanzig Jahren
kommen neue Kanonen gefahren.“

In einem Brief an seine Zürcher Freundin Hedwig Müller stellt er 1934 mit Bezug auf Nazi-Deutschland fest: „In der Politik zählt nur der Erfolg. Das bedeutet dann in fünf Jahren etwa irgendeinen Krieg.“

Doch der politische Tucholsky ist nur ein Segment eines überreichen Schaffens. Und so wurde der Archivar, Rezitator und Trauerredner Hermann Wiedenroth von den „Freunden“ gebeten, den Menschen und Autor Kurt Tucholsky ins Zentrum eines literarischen Abends in der Johannes a Lasco Bibliothek zu stellen. „Wir haben ihn nicht einengen wollen und ihm daher die Auswahl an Texten selber überlassen.“ So weiß nun niemand, welche und wie viele Kunstformen aus dem umfangreichen Oeuvre Tucholskys am 14. November auf der Themenliste von Wiedenroth stehen. Eines allerdings sei sicher, meint Klaus Frerichs: „Es werden viele verschiedene sein, und es wird unterhaltsam und niveauvoll werden.“ Dafür stehe der Name Wiedenroth, der nunmehr zum 10. Mal in der Johannes a Lasco Bibliothek vortrage.

Frerichs, der eine Gesamtausgabe der Werke des promovierten Juristen Tucholskys im Haus und sich schon seit der Schulzeit mit diesem beschäftigt hat, näherte sich – in Vorbereitung auf den Tucholsky-Abend – dem Vielschreiber von der politischen Seite her. Als Einstieg wählte der ehemalige Gymnasial-Lehrer daher die Biographie „Wir Negativen“ von Günther Rüther. „Und es ist wunderbar, wenn man die originalen Texte daneben liegen hat und immer wieder abgleichen kann.“ Dabei erkenne man dann unmittelbar, welche inhaltliche aber auch formale Qualität die Texte böten.

Zwei Ausgaben, zwei Zeiten: Der rechte Band mit dem Pseudonym Theobald Tiger sollte nach dem Tod der früheren Besitzerin schon entsorgt werden. Er wurde aus dem Papiermüll gerettet

Das Faksimile eines Exemplars der „Weltbühne“ hat Frerichs ebenfalls in seiner Bibliothek. Tucholsky war Mitherausgeber und erfand für sich selber gleich vier Pseudonyme, damit es nicht so auffiel, dass er sehr viele eigene Texte veröffentlichte. Welche Empfehlung würde Frerichs jemandem geben, der mit der Lektüre Tucholskys beginnen möchte? „Für den Einstieg sollte man zu einer überschaubaren Auswahl greifen und nicht gleich das Gesamtwerk in den Blick nehmen.“ Schnell würde man auch an wenigen Texten und Gedichten feststellen, wie aktuell der Schriftsteller heute noch sei.

► Der Eintritt ist frei, Gäste sind willkommen.