Einblicke in die Welt der Worte
Emden. Zum Abschluss der Vortragsreihe der Naturforschenden Gesellschaft Emden zur „Schöpfung aus dem Nichts“ ging es literarisch zu. Die Chefredakteurin des Ostfriesland-Magazins, Silke Arends, sprach über den „Horror vacui“, die Furcht vor der Leere. Sie tat dies in einer Form, die einem Essay näher war als einem bloßen Vortrag.
Die Journalistin, die beim Ostfriesischen Kurier in Norden volontierte, spannte einen weiten kulturhistorischen Bogen, der – ausgehend von der Frage, was alles Schöpfung sein kann – mit dem Johannes-Evangelium („Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“) begann und mit anthropologischen und medizinischen Gedanken zur Entwicklung der Sprache noch lange nicht zu Ende war. Denn auch biographische Erinnerungen bereicherten die Überlegungen.
So habe sie sich schon als Fünfjährige gewünscht, lesen zu können, um sich die geheimnisvolle Welt der Buchstaben zu eigen zu machen. Sie habe mit den Inhaltsverzeichnissen für Pakete an Verwandte in die DDR angefangen zu lernen, um sich dann mittels Briefen an den ersten ganzen Sätzen zu erproben. Dem Schreiben von Aufsätzen in der Schule folgten Notizen in Tagebüchern. Damit habe sie allerdings schnell wieder aufgehört, weil ihr das Alltägliche nicht wichtig genug erschien, um in schriftlicher Form festgehalten zu werden. Erst mit dem Zeitungs-Volontariat sei sie damit konfrontiert worden, „Alltägliches als berichtenswert zu erachten“. Die Ausbildung habe ihr diesbezüglich „völlig neue Erkenntnisse“ gebracht.
Lebhaft erinnere sie sich an ihren Chefredakteur Johann Haddinga, der mit satirischen Seitenblick auf Otto Reuter aus dessen Couplet „Die ganze Geschicht‘, die lohnt sich nicht“ der zaudernden Volontärin empfahl: „Und könn’n sie’s nicht schildern – dann bringen sie’s in Bildern.“
Nach fünf Jahren in der Lokalredaktion wechselte Silke Arends zum Ostfriesland Magazin, wo sie seit 25 Jahren tätig ist. „Um Worte war ich in den 30 Jahren nie verlegen“, bekundet sie. Und sie eröffnete den Besuchern zugleich, dass sie die „Furcht vor der Leere“, in diesem Fall vor dem leeren Blatt Papier, nie empfunden habe. Leere könne durchaus beflügeln, nicht nur bremsen. Gleichwohl sei der erste Satz immer etwas ganz besonderes. Der für sie schönste Satz stamme übrigens aus dem „Butt“ von Günter Grass. Er lautet schlicht: „Ilsebill salzte nach.“ Und dennoch enthalte er so viel.
Silke Arends hatte übrigens mit dem Vortrag zugleich die Probe aufs Exempel gemacht: Sie setzte sich vor eine leere Seite und ließ die Gedanken schweifen. Und damit ist sie weit gekommen.