Aus alten Bohlen wuchsen Drachenwesen

Emden. Der Kulturwissenschaftler, Dokumentarfilmer und Autor Dr. Edmund Ballhaus wird am Sonntag, 17. November um 11.30 Uhr im Atrium der Kunsthalle einen Bildervortrag halten. Ballhaus stellt ein künstlerisches Thema seines Schaffens vor, das selbst vielen Kennerinnen und Kennern seines Werks neu sein dürfte: „Hafendrachen und andere Feuerwesen“, Fantasiewesen aus ausgedienten Brückenbohlen. Das teilt die Pressestelle der Kunsthalle mit.

Edmund Ballhaus im Emder Hafen. Bilder: privat

Er selbst beschreibt den Beginn dieser Arbeit als glücklichen Zufall: „Eine Brücke, die ich jeden Tag überquerte, war gesperrt. Ich sah wie die abgebauten Bohlen auf der anderen Seite des Kanals aufgestapelt wurden und fragte einen der Arbeiter, ob man das Holz erwerben kann. Mit dieser Lieferung fing alles an.“ Mit seiner ganz eigenen Vorstellungskraft verwandelt Edmund Ballhaus das am Ende seiner alltäglichen Nutzung angelangte Holz zu Skulpturen unterschiedlicher Drachenspezies mit eigener Geschichte: „Sie leben in einer menschenleeren Welt an der Küste. Die ehemaligen Bewohner flohen vor dem im Land stehenden Wasser, dass aufgrund hoher Niederschläge und steigender Meeresspiegel nicht mehr gesielt werden konnte.“

Ballhaus fotografiert seine feuerspeienden Geschöpfe an Emder Wasserwegen, im Hafen und am Dollart. Mit den Fotografien schließt sich der Kreis zwischen den Skulpturen und ihren literarischen Erzählungen, heißt es in der Mitteilung.

Wer die Filme und Bücher von Edmund Ballhaus kennt, weiß um den roten Faden, der sich durch sein Lebenswerk zieht. Immer wieder gelang es ihm, Nähe zu Menschen verschiedener Lebensräume herzustellen und im Dialog mit ihnen ihre Kulturgeschichte zu vermitteln. Es entstand die dokumentarische Film-Reihe „Ostfriesland-Saga“. Immer wieder waren es das Wasser, die Küste und die hier lebenden Menschen, die ihn anzogen. „Im Kosmos seiner Hafendrachen und anderen Feuerwesen findet diese Faszination eine neue Welt am Wasser, die Ballhaus in Bild und Text übersetzt“, schreibt die Pressestelle. In der Sonntagsmatinee präsentiert Ballhaus diesen Kosmos sowohl mit einer illustrierten Lesung als auch mit original Skulpturen und Fotografien seiner Drachenwesen.

Eines der Drachenwesen – am Emder Stadtgraben fotografiert

Edmund Ballhaus (geboren 1954 in Echte) promovierte 1984. Das Thema seiner Dissertation war die Dorfentwicklung im Spiegel der Fotografie. Sie wurde 1985 mit dem Kodak-Fotobuch-Preis und 1986 mit dem internationalen Pitre Marino Preis 1986 ausgezeichnet. Als Akademischer Rat am Seminar für Volkskunde der Universität Göttingen (1989 bis 2009) initiierte er dort den Studienschwerpunkt Visuelle Anthropologie. Ballhaus gründete 1990 die Gesellschaft für den kulturwissenschaftlichen Film und war Vorsitzender der Filmkommission in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Mitglied der Volkskundlichen Kommission für Niedersachsen und von 1998 bis 2002 deren Vorsitzender.

Als kulturwissenschaftlicher Filmemacher produzierte er zahlreiche Dokumentarfilme für Hochschulen, Schulen und Museen sowie für das Fernsehen. Für seine elfteilige Dokumentationsreihe über Ostfriesland („Ostfriesland-Saga“) erhielt er 2011 das von der Ostfriesischen Landschaft vergebene „Ostfriesische Indigenat“, das einer ostfriesischen Ehrenbürgerschaft entspricht. Ballhaus lebt und arbeitet in Emden.

► Die Teilnahme an der Vortragsveranstaltung ist im Museumseintritt enthalten.