Wenn Glas zum Sammeln animiert

Emden. Historisches Glas – kein alltägliches Thema für einen Vortrag. Reiner Peppelenbosch,
Möbelrestaurator und Sammler aus Remels gab im Rahmen der Neuen Dienstagsrunde von 1820dieKUNST Einblick in seine Kostbarkeiten. Wie viele bedeutsame Gläser er denn besitze, wollte KUNST-Vorsitzender Gregor Strelow wissen – und staunte, als Peppelenbosch seine Sammlung auf rund 300 historische Exponate schätzte – von römischem Glas des 2. und 3. Jahrhunderts über Exemplare aus der Renaissance bis zum Biedermeier und dem Historismus.

Gut besucht: der Vortrag über historisches Glas im Rummel des Rathauses. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Der reich mit Bildern bestückte Vortrag führte in umgekehrter Reihenfolge vom Glas Nr. 1, einem Wein- oder Schnapsglas, datiert um 1900, das Peppelenbosch einst zum Sammeln anregte, bis hin zu einer Fülle unterschiedlicher Formen von Gläsern – bemalt, graviert, mit Buchstaben oder Zahlen versehen. Sogar ganze Geschirre aus Weißglas wurden produziert. Es gab – so Peppelenbosch – Gläser mit Zunftwappen, extrem schmale Branntweinflaschen – sehr geeignet für die Westentasche.


Es gab gläserne Becher mit biblischen Darstellungen, Kerzenhalter, von denen sich nur wenige erhalten haben, weil sie wegen der Hitze zersprangen. Es gab: Vorratsgläser aus grünem Glas, Pressglas, das wertvoll ist, wenn es aus der Zeit um 1800 stammt, eine Dose aus Milchglas mit dem Wappen derer von Wedel aus der Zeit um 1900, repräsentatives böhmisches Glas aus dem Biedermeier, Schnapsgläser aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wahlweise mit blauem oder luxuriösem goldenem Rand.

Der Sammler und Referent: Reiner Peppelenbosch

Ein besonderes Glasfläschchen verdankt seine Aufnahme in die Sammlung Peppelenbosch dessen Hartnäckigkeit. Bauarbeiten in Detern berührten auch einen alten Burggraben. Peppelenbosch fuhr alle paar Tage nach Detern, um dort den Aushub durchzusehen. Am letzten Tag waren die Flächen zwar wieder aufgefüllt – und doch wurde er fündig. Ganz am Rand der Fläche lag das Fläschchen, vollkommen unversehrt. Nach dem Säubern war dann klar, dass es sich tatsächlich um ein historisches Objekt handelte, das womöglich sogar in Ostfriesland gefertigt wurde.

Das 1. Objekt des Sammlers, es stammt aus der Zeit um 1900

Pepplenbosch sammelt nicht ausschließlich ostfriesisches Glas, sondern hat den Blick entschieden geweitet, sodass die Gäste ein breites Spektrum an Formen und Moden zu sehen bekamen. Zugleich gab es Informationen allgemeinerer Natur, etwa die, dass Glas schon um 1900 ein Massenartikel war, dass Gläser mit einem Zackenrand am Fuß aus der Zeit um 1700 stammen. Interessant auch, dass Glashütten wanderten, weil die Produktion große Mengen von Holz verlangte, während auf der anderen Seite Quarzsand nahezu überall zu finden war. Eine Überraschung am Schluss des Vortrags: schon die Römer besaßen Fenster mit gläsernen Füllungen.

Dankeschön für einen gläsernen Vortrag: Gregor Strelow und Reiner Peppelenbosch