80 Grabplatten als Geschichtsquelle

Emden. Grabplatten aus der Gasthauskirche, der Großen Kirche und dem Kirchhof Nesserland sind derzeit Objekte eines großen Forschungsprojektes mit dem Titel „Bestattungskultur als Geschichtsquelle“. Vor dem städtischen Kulturausschuss machte Dr. Annette Kanzenbach, Wissenschaftlerin am Ostfriesischen Landesmuseum, deutlich, welchen Stellenwert dieses Projekt hat. Die Grabsteine seien die letzte Erinnerung an eine Zeit, als Emden Zentrum der Flüchtlingsbewegung aus den Niederlanden war und reformatorische Tendenzen dazu führten, dass die Stadt calvinistisch wurde.

Grabdenkmal von 1561 aus dem Magazin des Ostfriesischen Landesmuseums. Bild: OLME

Seit dem 1. September bearbeiten Dr. Regina Ströbl und Dr. Andreas Ströbl jeweils mit einer halben Stelle die Grabsteine. Andreas Ströbl machte den Ratsleuten deutlich, dass die Denkmäler in der Tat eine „wunderbare Geschichtsquelle“ seien und das „Gedächtnis der Stadt“ darstellen. So habe man schon nach einer ersten Sichtung etwa 50 Emder Familien nachweisen können. Die Form der Grabsteine imitierten in ihrer prächtigen Ausgestaltung jene des Adels. Die Steine seien zumeist in viele Einzelteile zerbrochen, die Inschriften abgetragen. Mit Wasser mache er diese Texte wieder lesbar, erläuterte Ströbl.

Die beiden erfahrenen Wissenschaftler können sich bei ihren Arbeiten auf verschiedene Dokumentationen stützen. Doch die Aufgabenstellung greift weiter. So sollen die Grabsteine nicht nur konservatorisch gesichert werden, sondern sie sollen auch in die Stadt „re-integriert“ werden. Wie das aussehen könnte, steht noch nicht fest. Das gehöre zu jenen Ergebnissen, die nach Abschluss der Maßnahme erwartet würden. Zunächst jedoch gelte es, „zu retten, was noch zu retten ist“.

Annette Kanzenbach erläuterte den Ratsleuten die finanziellen Gegebenheiten. So trägt das Land Niedersachsen die Personalkosten in Höhe von 75 000 Euro. Die Sachmittel werden mit 20 000 Euro abgerechnet. Das Projekt endet offiziell am 31. August 2025.