Graffiti-Event für den „Trog“
Emden. Die sogenannte Trogstrecke soll mit einem 2100 Quadratmeter großen Graffiti bedeckt werden. Dafür hat sich der Emder Kulturausschuss auf seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung ausgesprochen. Allerdings entspann sich zuvor eine erregte Diskussion um diese „optische Aufwertung“, wie die Verwaltung die Aktion benennt.
Dabei ging es vor allem um die Frage, ob es nicht sinnvoll und nötig sei, zuvor Themen festzulegen, die die Künstler dann umsetzen sollen. Dies stieß bei den Initiatoren – das sind die Emder Andreas Kutzner und Ingo Oltmanns vom Graffitiverein Ostfriesland – auf energischen Widerspruch. Denn die Graffiti-Künstler würden für die Ehre, nicht für Geld arbeiten und seien erfahren genug, geeignete Themen selber untereinander abzusprechen.
Rund 100 namhafte Maler der Szene – 80 deutsche und 20 internationale – sollen zum Mitmachen animiert werden. Ingo Oltmanns, der an der Sitzung teilnahm, warb mit Verve für das Projekt. Vorgaben indes würden die Künstler abschrecken. Es sei ohnehin nicht so einfach, namhafte Sprayer zu bekommen. „Da muss man sich schon ordentlich strecken.“ Gleichwohl sei er zuversichtlich, die für das Riesenformat benötigten Fachleute nach Emden einladen zu können.
Das Event soll im Spätsommer 2025 an einem Wochenende stattfinden und – so meinte Oltmanns – mit einem Fest oder anderen Aktionen als Rahmen gekoppelt werden, um den Trog zu einem Treffpunkt von Neugierigen zu machen. Die Organisatoren benötigten einen Vorlauf von sechs Monaten, um die Planung zu realisieren. Die Kosten, die sich aus der Vorbereitung der Wände, Kosten für eventuell nötige Steiger und sonstige Baugeräte sowie die Farbe zusammensetzen, liegen bei 80 000 Euro.
Die Verwaltung erwartet von dem Kunst-Wochenende nicht nur ein touristisches Highlight , sondern auch – wegen der enormen Größe der Malfläche – ein Alleinstellungsmerkmal in der Region sowie nationale Beachtung in der Graffiti-Szene sowie in der Gesellschaft. Oberbürgermeister Tim Kruithoff äußerte sich „stolz über die weite Interpretation des Kunstbegriffs“, die in Emden möglich sei.
Die Idee für eine Gestaltung der Betonwände im Trog ist übrigens nicht neu. Die Emder Künstlerin Ine Tjarksen hatte schon 1991 ein Konzept dafür erarbeitet, das aber zu jener Zeit wenig Beachtung fand und daher auch nicht weiter verfolgt wurde. Sie wollte die rund 350 Meter lange Strecke mit Hilfe einer Gruppe interessierter Amateurkünstler im Rahmen eines Kurses an der Volkshochschule malerisch verschönern. Dort war sie selber im Bereich Bildende Kunst als Dozentin tätig. Ihr selber gefiel an der 1977 eröffneten Umgehung besonders die „reizvolle Linienführung“, wie sie damals sagte.