Große Sorge um Turm der Neuen Kirche

Emden. Der Vorstand des Bauvereins Neue Kirche ist in großer Sorge um den baulichen Zustand der Turmes auf der reformierten Neuen Kirche. Das wurde bei der Mitgliederversammlung (19. November) deutlich. Vorsitzende Elke Brüning sprach davon, dass „Gefahr im Verzug“ sei. „Wenn das Ding runterkommt …“


Der hölzerne Turm ist seit Jahren marode. Der Bauverein hatte daher die Grundsanierung als nächstes großes Projekt vorgestellt. Dann kam die Pandemie dazwischen, und alle Planungen stockten. Immerhin konnten Bundes-Gelder in Höhe von 114 000 Euro eingeworben werden. „Anfangs gingen wir von einem finanziellen Aufwand von rund einer Viertel Million Euro aus“, erläuterte Elke Brüning. Inzwischen sei man bei rund 350 000 Euro angekommen.


Doch sei das Geld in diesem Fall nicht das Problem. Durch das ehrenamtliche Catering-Team, das insgesamt 94 Ehrenamtliche umfasst, konnten allein im Jahr 2023 rund 70 000 Euro an Beköstigungsgeldern aus zahlreichen Veranstaltungen an den Bauverein übergeben werden. Insgesamt stehen auf den Konten des Bauvereins derzeit rund 340 000 Euro bereit – ohne das Fördergeld.

Die große Schwierigkeit sei aber mit diesen 114 000 Euro verbunden. „Wenn wir gewusst hätten, dass der Verein das benötigte Geld hätte allein aufbringen können, hätten wir besser auf das Fördergeld verzichtet“, betonte Vorstandsmitglied Manfred Meyer. Denn nach den Richtlinien müssen für jedes der zahlreichen Gewerke je drei Angebote eingeholt werden. Man habe mit dem Architekten Jann Kersten aus Norden zwar einen sehr gut vernetzten Fachmann an der Seite. Aber selbst er verzweifle an der Vorgabe.


Für die Sanierung braucht es Zimmerleute, Dachdecker, Gerüstbauer, Kranführer, Statiker und nicht zuletzt Fachleute für Glocken, denn die historische Glocke im Turm muss ausgebaut werden, da die Haltevorrichtung ebenfalls marode ist. „Wir finden einfach nicht genug Fachfirmen, die Angebote abgeben“, beklagt Elke Brüning.

Zudem kommt der Verein langsam auch in Zeitdruck, da das Fördergeld 2025 verfällt. Daher hat man jetzt die Renovierung auf die Monate März / April 2025 festgelegt – ungeachtet dessen, ob es gelingt, die hohe Anzahl an Angeboten einzuwerben oder nicht. Derzeit lägen dem Verein ohnehin nur zwei Angebote vor, sagt die Vorstzende – von einem Gerüstbauer und einem Zimmermannsbetrieb. „Mehr gibt es nicht!“ Angesichts der kritischen Situation auf dem Dach ist es für den Vorstand ohnehin fraglich, ob nicht die Gefahrenbeseitigung Vorrang hat vor bürokratischen Formalitäten.

Weil sich der Bauverein der Gefahr über dem Kirchendach bewusst ist, hat er schon 2023 die Statik überprüfen lassen. „Da war alles noch in Ordnung“, versicherte Elke Brüning. Aber die Schäden würden ja voranschreiten.

► Abgesehen vom Turm-Projekt renoviert der Bauverein das Kirchengebäude fortlaufend. So mussten die Fugen der Südwand saniert, Außenwände im Nordosten gegen eindringende Feuchtigkeit imprägniert, Wandflächen gestrichen werden. Außerdem wurden vier mobile Vorhänge angeschafft, um für auftretende Künstler die Lichteinstrahlung zu minimieren. Zu Schäden an einer der beiden Eingangspforten kam es, als ein Autofahrer dort einen Unfall baute. Nach der Reparatur werden jetzt beide Pforten neu gestrichen. Außerdem müssen die sogenannten Panikschlösser an den Eingangstüren repariert werden.

► Schatzmeister Ottmar Koriath mahnte unter anderem an, die Mitgliederwerbung zu verstärken. Derzeit umfasst der Verein 172 Mitglieder.
► Alle Bilder: Bauverein Neue Kirche Emden