Großer Andrang beim Graphikbasar

Leer. Jedes Jahr lädt die Graphische Gesellschaft Leer an einem Sonntag im November zum Graphikbasar ins Zollhaus ein. Dann präsentieren die Mitglieder der Gesellschaft ihre neuesten Arbeiten, die in der vereinseigenen Werkstatt entstanden sind. Es werden aber auch zahlreiche weitere Kunsthandwerker und Künstler geladen, ihre Arbeiten zu zeigen – von der Buchkunst bis zu Goldschmiedearbeiten. Daneben gibt es eine Verlosung, Künstlerkarten und weihnachtliche Papier-Sterne werden angeboten. Für Kinder gibt es die Möglichkeit unter Anleitung zu filzen.

Blick in den langgestreckten Saal des Leeraner Zollhauses. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Die Mischung findet Anklang, wie die Vorsitzende der Gesellschaft, Monika Siebert, bestätigt. „Es kommen jedes Jahr mehr Menschen.“ Und so ist der große einstige Lagerraum des Zollhauses das Sonntagsziel vieler Interessierter, die sich gerne auch länger hier aufhalten, um ausgiebig zu schauen. Ein großes Kuchenbüfett lädt zum Verweilen ein, und Möglichkeiten zur Kommunikation gibt es viele.

Fachkundige Gäste beim Graphik-Basar: die Künstlerinnen Wan-Yen Hsieh und Dr. Katharina Schultz

KiE stellt fünf Graphiker oder Gäste der Veranstaltung anhand ihrer Arbeiten vor.

Reiner Lange
war Pastor. Im Ruhestand zog er nach Hamswehrum. Eine Freundin berichtete von einem Basar, auf dem Holzengel angeboten wurden. Lange beschäftigt sich schon lange mit Holzarbeiten, verfügt auch über die nötigen Maschinen. Nur das Muster, dass die Bekannte aufzeichnete, gefiel ihm überhaupt nicht. Seine Engel, so befand Lange, sollten Engel der Weihnacht sein und die freudige Botschaft vermitteln. So entstand vor dem Hintergrund des Weihnachtsevangeliums der „Hamswehrumer Engel“, der fröhlich zu tanzen scheint.
Reiner Lange mit seinem größten Holzengel beim Graphik-Basar

Einige dieser Engel weisen eine Besonderheit auf. Das Holz bestimmter Buchen zeigt nämlich Jahresringe, die einer Luther-Rose ähneln. Mittels geschickter Ausnutzung des Materials platziert Lange die Maserung so, dass die „Lutherrose“ mitten im „Herzen“ seiner Engel sitzt.

Aus solchen Buchenästen werden die Hamswehrumer Engel aus dem Holz geschnitten und dann ausgiebig poliert



Ina Bökenkamp ist seit 15 Jahren mit dem Werkstoff Filz verbunden. Sie hat immer noch viel Spaß bei dieser Tätigkeit, sagt sie, die immer wieder Fernkurse und Kinderprogramme anbietet. Während des Grafikbasars kümmerte sich Ina Bökenkamp um die Jugend und übernimmt die Kinderaktivitäten. Selber bietet sie kleine Dinge aus Filz an – unter anderem Hussen für kleine Lampen, die mit zarten Motiven befilzt sind, um das Licht leicht gedämmt durchscheinen zu lassen.

Ina Bökenkamp mit einer ihrer gefilzten Lampenhussen, die jeweils ein zartes graphisches Symbol in Grau durchscheinen lassen



In einer kleinen Koje zeigt Burghard Klemenz (Leer) seine unverkäuflichen Graphiken. Darunter befindet sich eine Strichätzung, die mit einer besonderen Technik, die sich Chine Collé nennt, farblich veredelt wird. Die Arbeit entstand als Beitrag zu einer Edition zum Thema „Japan“.

Das Blatt mit seiner japanischen Anmutung entstand unter den Händen von Burghard Klemenz für das Künstler-Buch der Gesellschaft

Jährlich gibt die Gesellschaft nämlich ein Kunstbuch heraus, das gemeinsam zu einem verbindlichen Thema erarbeitet wird. Die Auflage ist dabei streng limitiert, jedes Mitglied erhält ein einziges Exemplar. Der Japan-Druck entstand auf Büttenpapier, wobei durch das Mitdrucken der Plattenoberfläche ein zarter Grauton die Bildmotive hinterfängt.

Ein farbiger Holzschnitt: oben eines der Druckergebnisse und darunter der Holzstock, mit dem aufwändig manuell gedruckt wurde



Ricardo Fuhrmann ist gebürtiger Argentinier, die Familie stammt aus Emden. Er lebt und arbeitet in Norden, reist aber auch immer wieder in seine Heimat. Beim Basar der Graphischen Gesellschaft war Fuhrmann als Gast dabei und zeigte sowohl Graphiken und Collagen als auch Künstlerbücher – kleine, manuell gefertigte Liebhaberstücke, aber auch große Druckwerke. Die neueste Arbeit ist die kleine Erzählung von Georg Frey mit dem Titel „Jann Krabb“, für die Fuhrmann und sein Partner Daniel Jelin die Illustrationen schufen (edition sanderling Norden, ISBN 978-3-9819396-9-9).

Das neueste Werk stellte Fuhrmann beim Graphik-Basar vor: das plattdeutsche Buch „Jann Krabb“, Text Georg Frey, Illustrationen von Fuhrmann und Daniel Jelin
Zwei Künstler-Bücher, die Ricardo Fuhrmann selber gestaltet hat



Gabriele Weinhold aus Leer hat sich mit dem Philosophen Immanuel Kant beschäftigt – und somit auch mit der Aufklärung. Entstanden ist ein großes Leporello mit einer individuellen graphischen Interpretation der Worte von Kants Kategorischem Imperativ. „Ich finde, dass es von Kant bis in die Jetzt-Zeit Bezüge gibt“, sagt die Graphik-Künstlerin, die ihr Wissen gerne an die Enkel-Generation weitergibt. Insbesondere sieht sie in Kant einen „Weltgeist“. Und so gab es in ihrer Koje beim Graphik-Basar nicht nur das große Leporello, sondern allerhand Gestaltetes zum Thema Aufklärung zu sehen.

Gabriele Weinhold verarbeitet in ihrem Leporello Kants Kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Immer wenn etwas Zeit ist, entstehen die Papiersterne von Monika Siebert. Sie ist die Vorsitzende der Graphischen Gesellschaft und freute sich sehr über die vielen Besucher