Stein gewordene Geschichte jetzt als Buch
Aurich. In der Reihe „Hefte zur ostfriesischen Kulturgeschichte“ hat die Ostfriesische Landschaft den neunten Band veröffentlicht. Das teilt die Pressestelle der Ostfriesischen Landschaft mit. Als Autor fasst der Archäologe und ehemalige Landschaftsdirektor Dr. Rolf Bärenfänger den aktuellen Stand der Forschung rund um das Steinhaus Bunderhee zusammen. Das mehr als 600 Jahre alte Gebäude gilt als das älteste erhaltene profane Haus Ostfrieslands, heißt es in der Mitteilung.
Bei der Erstellung des Heftes habe sich ihm als Hauptfrage gestellt, ob das Steinhaus überhaupt eine Häuptlingsburg gewesen sei. Denn aus archäologischer Sicht sei auf dem Areal kein richtiger Siedlungsplatz zu fassen. „Die Scherben aus allen Grabungsschnitten im Umfeld passten in einen Karton“, erklärte Bärenfänger. Bei einer Besiedlung wären deutlich mehr Keramikscherben zu erwarten gewesen.
Auch stellte er die Wehrfähigkeit des Steinhauses in Frage. So seien die nach älterer Ansicht als Schießscharten bezeichneten Öffnungen beispielsweise untauglich, um daraus mit einem Langbogen zu schießen, und daher richtiger als schießschartenähnliche Licht- und Luftöffnungen zu bezeichnen. Der hohe Eingang im ersten Stock müsse also nicht zwangsläufig zum Schutz vor Angreifern gebaut worden sein, sondern könnte auch gegen Sturmfluten aus dem Dollart so hoch gelegt worden sein. „Verteidigung ja, aber weniger gegen Feinde, als gegen die mächtige Natur“, fasste Bärenfänger seine Forschungsarbeit zusammen.
Zahlreiche neue Erkenntnisse hätten außerdem die Baumaßnahmen zur Sanierung des Steinhauses in den Jahren 2010 und 2011 ergeben. So entpuppten sich beispielsweise die vermeintlich dicken Mauern als zweischalig. Laut Landschaftspräsident Rico Mecklenburg sei die Sanierung des Steinhauses eines der wichtigsten Projekte in der Amtszeit von Bärenfänger als Landschaftsdirektor gewesen. Und der große Aufwand habe sich gelohnt: „Die Aufwertung des Steinhauses ist für das Ortsbild von Bunde eine wunderbare Entwicklung“, fasste Mecklenburg zusammen. Heute sei das Steinhaus auch unter touristischen Aspekten wertvoll.
Das sieht auch Bundes Bürgermeister Uwe Sap so. Das Steinhaus sei ein wichtiges Kulturgut der Gemeinde, die sich an den Sanierungskosten sowie dem Heft beteiligt habe. „Es war jeden Cent wert“, betonte Sap. Nun bringe das Ensemble aus dem Steinhaus, dem Park und dem Tammenshof die Geschichte des Ortes zusammen. „Das Steinhaus war für mich immer das Symbol der ostfriesischen Seele in all ihren Facetten“, ergänzte Thomas Weiss, Vorstandsvorsitzender der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Deshalb habe die Brandkasse das Projekt gerne unterstützt.
► Das Heft zum Steinhaus Bunderhee umfasst 67 Seiten mit zahlreichen historischen und aktuellen Abbildungen und einem Bastelbogen im Maßstab 1:100 als Beilage. Es ist im Buchhandel sowie im Landschaftsladen zum Preis von 8,90 Euro erhältlich. ISBN 978-3-940-601-76-6.