„Toast Hawaii“ und Eierbier zum Fest
Emden. „Weihnachtliches Ostfriesland“ lautete dieses Mal das Talkthema „Auf ein Bier mit …“, das Bestandteil des Langen Kunstabends in der Kunsthalle ist. Leiterin Lisa Felicitas Mattheis lud sich dazu den Journalisten, Ghostwriter und Lektor Carsten Tergast (Jahrgang 1973) ein. Der hatte schon vor einigen Jahren das Buch „Das große Weihnachtsbuch Ostfriesland“ herausgegeben – erst bei einem Kölner Verlag, dann in überarbeiteter Form beim SKN-Verlag in Norden.
Wie er sich denn dem Thema genähert habe, wollte Lisa Felicitas Mattheis wissen? Der gebürtige Leeraner musste nicht lange überlegen: im Gespräch mit Freunden und Bekannten, über das Internet und durch einen mehrtägigen Aufenthalt in der Landschaftsbibliothek in Aurich, erklärte er.
Was dann allerdings beim Talk herauskam, war eher das, was man kennt. Weihnachtsflut 1717, Sinterklaas (war ursprünglich in der Region wichtiger als Weihnachten, Brauch hat sich bis heute in Emden erhalten), Weihnachtsbäume (gab es in Ostfriesland erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts), weihnachtliche Stimmung (Verweis auf die Weihnachtsmärkte von Lütetsburg, Gödens und Leer), Verknobelung (sei aus der Seefahrt abgeleitet. Das ist wohl eine Verkürzung, denn geknobelt wird in Ostfriesland am Vorabend von Sünnerklaas, dem Fest des Heiligen Nikolaus, der Schutzpatron der Seefahrer war), Essen (Tergast ist Fan von Speckendieken, die auf der Basis von Buchweizenmehl gebacken werden), Trinken (Eierbier). Dieses Getränk war den Besuchern ein Rätsel. Es wird mit heißem Bier, Eiern, Kluntje, Gewürzen, Korn und Sahne zusammengebraut – und taucht tatsächlich im „Ostfriesland-Lied“ des Enno Hektor als „Genferbeer“ auf.
„War in d Wagen Törf un Kinner,
Worden haalt vant Hochmoor her;
War de ganse Welt sück lüstig
Makt upt Ihs bid‘ t Genferbeer;“
Was es denn im Hause Tergast zum Weihnachtsfest gäbe, wollte die Museumsleiterin wissen, um das etwas zähe Gespräch am Laufen zu halten? „Toast Hawaii“ war die Antwort, die vom Publikum um „Würstchen und Kartoffelsalat“ ergänzt wurde. Beide Gerichte folgten dabei denselben Argumenten: das Essen sei gut vorzubereiten, erspare viel Abwasch, und entlaste somit die Hausfrau.
Zum Schluss gab es noch einen biographischen Exkurs, und Tergast plauderte über seine Tätigkeit als Ghostwriter. Er schreibt also Bücher und Aufsätze im Namen einer anderen Person und konnte da eine ganze Reihe von Publikationen nennen, die mit dem Vermerk „in Zusammenarbeit mit … herausgegeben wurden.
Schließlich wurde es dann ernst, und die Praxis trat an die Stelle der Theorie. Die Kunsthallen-Leiterin lud die Gäste zur Verknobelung von hübschen und nützlichen Dingen ein.