Advent zwischen Madrigal und Jazz

Emden. Das war eine fröhliche Schar, die als „Coro piccolo“ in der Neuen Kirche zu Gast war. Respekt flößte vor allem ein, dass die rund 35 Sängerinnen und Sänger aus Wilhelmshaven grundsätzlich ohne Noten auskamen und die teilweise recht komplizierten Sätze wie selbstverständlich präsentierten.

Muntere Sängerinnen und Sänger: Coro piccolo in Aktion. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Warum ein Chor aus Wilhelmshaven in Emden ein adventliches Konzert gab, war schnell zu klären. Mark Stünkel ist nicht nur Sänger beim Coro piccolo, sondern auch Frontmann bei der „Weihnachtsbande“, die in der Neuen Kirche stets für Besucherrekorde sorgt. Den Einzug von Coro Piccolo gestaltete er dann auch ziemlich spektakulär, indem er mit dem Dudelsack vorwegging und lautstark „O come all ye faithful“ spielte.

Zwischendurch gab es immer wieder mal ein Gedicht

Und dann ging es richtig los. Es erklangen internationale Advents- und Weihnachtslieder, ein Madrigal war ebenso vertreten wie Gedichte. Immer war etwas Besonderes zu hören – sei es, dass die Auswahl an Liedern ungewöhnlich war, sei es, dass die Arrangements von den üblichen Hörgewohnheiten abwichen, sei es, dass auch die Wortbeiträge kreativ ausgesucht worden waren.

Seitenblick – auf Chor, Zuhörerschaft und Gebäude

So wurde das schöne Adventslied des 19. Jahrhunderts „Maria durch ein Dornwald ging“ zu einem leicht jazzigen Song, der diesen Pep aber gut vertragen konnte, ebenso wie das Weihnachtslied des 16. Jahrhunderts „Es ist ein Ros entsprungen“. Solche prägenden Kompositionen sind von einer Zeitlosigkeit, der jede Form von Aktualisierung nichts anhaben kann. Sie bleiben wertig und erkennbar.

Eigentlich wollten die Zuhörer schon gehen – da gab der Chor noch eine spontane Zugabe auf der Empore

Englischsprachige Lieder waren reich vertreten. Da war das schwungvolle „Ring, Christmas Bells“ oder das sehnsüchtige „Driving home for christmas“ oder das fröhliche „Holly Jolly Christmas“. Der Chor erwies sich dabei nicht nur als stimmstark und stimmschön, sondern war jederzeit präsent und – bei aller Lockerheit – immer sehr konzentriert. Und als auch die Zugabe „We wish jou a merry Christmas“ verklungen war und die ersten Gäste schon in der Tür standen, da erklang, womöglich ganz spontan, von der Empore noch ein weltlicher Nachklapp, der bewies, dass die Stimmkunst, die der Chor beherrscht, nicht allein dem jeweiligen Programm geschuldet ist.