Ein Konzert mit Anspruch
Emden. Ein Adventskonzert der anspruchsvollen Art bot die Ostfriesische Volksbank eG (OVB) am Nikolaustag in der Johannes a Lasco Bibliothek. Zum 27. Mal fand dieses Konzert statt, das einst von Bankdirektor Johannes Bruns ins Leben gerufen worden war. Seit Jahren gibt der Pianist und künstlerische Leiter der Gezeitenkonzerte, Matthias Kirschnereit, Empfehlungen für die Musiker, die eingeladen werden, wie OVB-Vorstandsvorsitzender Holger Franz sagte. Dieses Mal war es ein junges Ensemble, das Perlen der Kammermusik im Blick hatte. Das Myra Ensemble spielte Beethoven, Mozart und Piazzolla, wobei das Publikum in den Genuss ganz unterschiedlicher Besetzungen kam: ein Septett, ein Quintett, ein Quartett – und alles in einem einzigen Konzert – und in einer ganz exquisiten Qualität. Bravo.

Das sechssätzige Septett in Es-Dur von Beethoven bietet ein Füllhorn von Stimmungen und Eindrücken – von anmutig bis selbstbewusst. Ist es noch Kammermusik oder schon eine Kammersinfonie? Die sieben Instrumente – vier Streicher und drei Bläser – suggerierten Fülle und tanzten souverän auf den Noten – mit glanzvollem Ergebnis. Der runde, satte Ton des Ensembles ließ jedenfalls keine Wünsche offen.

Holger Franz

Bea Magdalena Sallaberger
Die Verkleinerung von „Myra“ auf fünf Musiker für Mozarts „Klarinettenquintett A-Dur“ brachte reinen klanglichen und melodischen Zauber in den schönen Raum und ließ das Publikum ein akustisches Bad in Wohlklang nehmen. Dazu trug die sanft geführte Klarinette von Christine Stemmler wesentlich bei. Die jugendlichen Musiker sorgten zudem mit ihrer Interpretation dafür, dass – sowohl Beethovens wie auch Mozarts Komposition wie eine frische Brise durch den Raum wehten. Das Zuhören wurde so zu einem wirklichen Vergnügen.

Die Qualität einer Komposition ist das Leitmotiv für ein Programm. Insofern passte Piazzollas „Winter“ aus seinen Las Cuatro Estaciones Porteños ganz wunderbar in den Ablauf. Denn der Argentinier verlegt die Naturstudien Vivaldis in die kalte ungemütliche Stadt und schildert die kühlen Winde, das Toben des Windes, das Niedersinken des Schnees mit schöner Eindringlichkeit im Stil des Tango Nuevo – und das mit einem hochenergetischen klanglichen Raffinement. Das Ensemble schaffte damit auch einen wunderbaren Übergang von der Wiener Klassik zur modernen Kammermusik individueller Art: Piazzolla, der Bach liebte und ihn auf dem Bandoneon spielte, der aus den Jahreszeiten musikalische Porträts schafft.

Ganz zauberhaft war dann die Zugabe, die sich quasi nahtlos in das schöne Programm einpasste. Das Streichquartett begann, das Weihnachtslied „O du fröhliche“ zu spielen – und die anderen vier Spieler gesellten sich hinzu und stimmten mit ein – um dann „Stille Nacht, heilige Nacht“ anzuschließen. Ganz schlicht, aber eben in dieser Schlichtheit wunderschön.
Die Cellistin Bea Magdalens Sallaberger, die sich am Arm verletzt hatte und nicht spielen konnte, übte sich am Abend als Moderatorin und hatte allerhand zu erzählen. Auf dem Podium spielten: Maana Hori und Monserrat Seras Zabala (Geigen), Nanako Tsuij (Bratsche), Lluis Böhme (Kontrabass), Christine Stemmler (Klarinette), Leah Bloemenkamp (Fagott), Michele Schiatti (Horn) und Laura Isbert (Cello).