Wenn ein Musikkorps so richtig loslegt

Emden. Das Marine-Musikkorps Wilhelmshaven war zum traditionellen Adventskonzert in Emden. Und die Martin-Luther-Kirche zeigte sich mit rund 350 Besuchern gut ausgelastet. Das Programm war – wie stets bei dem symphonischen Blasorchester – handverlesen und verband Filmmusik mit Oper und Song mit Oratorium – alles arrangiert für die speziellen Bedürfnisse eines solchen Orchesters.

Für das Gastspiel des Marinemusikkorps Wilhelmshaven hatte Küster Frank Even schon einmal den Weihnachtsbaum beleuchtet. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Das rund 50 Mitglieder umfassende Ensemble wird von Fregattenkapitän Matthias Prock geleitet, der auch selber moderierte. Das Musikkorps besticht mit einem satten Sound, dem eine kräftige Portion Percussion beigemischt ist. Drei Korpsmitglieder waren allein zwischen Pauke und Xylophon schwer damit beschäftigt, die vielen Instrumente rechtzeitig zum Erklingen zu bringen – und dabei teilweise zwei Instrumente gleichzeitig zu bedienen.


Das Programm umfasste auch Werke, die neue Höreindrücke schufen. Das belegte etwa die sprachgewaltige Musik „Life Eternal“ von Rossano Galante. Hinter „Sweet bells Fantasy“ von Martin Scharnagel verbarg sich das geschickt verpackte „Süßer die Glocken nie klingen“, das in der Besetzung für Blasorchester einen überwältigend fülligen Sound erhielt.

Dirigierte und moderierte: Fregattenkapitän Matthias Prock

Leonard Cohens ausgeleierter Ohrwurm „Hallelujah“ entwickelte sich im Sopran-Saxophon-Spiel von Oberbootsmann Lena-Marie Wenking zu einer geradezu delikaten Komposition. Und selbst Karel Svobodas Musik zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ erhielt durch das ausgefeilte Arrangement von Guido Rennert und interpretiert durch die Wilhelmshavener einen großartigen Spannungsbogen.


Ganz zu Beginn hatte das Musikkorps mit dem schillernden St. Florian Choral für stimmungsvolle Klänge gesorgt. Das Stück von Thomas Doss ist eine Hommage an den Komponisten Anton Bruckner, dessen Wirkungsstätte das Stift St. Florian war. Das letzte Stück des Abends in der Luther-Kirche vollendete den feierlichen Rahmen des Programms. Es erklang das „Wachet auf“ aus dem Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Und wie immer stand danach ein gemeinsames Lied auf dem Programmzettel: „Macht hoch die Tür“. Da hatte sich das Publikum aber schon längst von den Plätzen erhoben und applaudierte dem Ensemble anhaltend zu.

Betätigten eine Fülle von Instrumenten: drei Percussionisten des Marinemusikkorps

Im nächsten Jahr, so deutete Fregattenkapitän Prock an, soll es im März ein zusätzliches Konzert des Marinemusikkorps in Emden geben, das dann im Festspielhaus am Wall stattfindet. Die Martin-Luther-Kirche bleibt Spielort des Adventskonzertes.

Das Musikkorps hatte – damals noch als Marinemusikkorps Nordsee – stets in der Pauluskirche in Barenburg gespielt, in der Garnisonskirche nahe der Kaserne. Diese platzte buchstäblich bald aus allen Nähten oder, wie Prock zitiert wurde: „Hier fliegt alles auseinander, wenn wir so richtig loslegen.“ Gastgeber Oberbürgermeister Tim Kruithoff betonte, dass der Erfolg des Jahreskonzertes den Umzug in die deutlich größere Kirche am Bollwerk gerechtfertigt habe.

► Der Erlös der Veranstaltung kommt den Jugendaktivitäten der Paulusgemeinde, der Luthergemeinde und der Musischen Akademie zugute.