„Geheimtipp“ in der Vorweihnachtszeit
Emden. Fast am Ende des Jahres gibt es bei 1820dieKUNST eine Lesung mit Musik. In lockerer Atmosphäre hatten sich dazu am Dienstag (10. Dezember) mehr als 40 Besucher im Rummel des Rathauses am Delft eingefunden. Sie lauschten Geschichten, die Silke Arends ausgewählt hatte. Die Chefredakteurin des Ostfriesland-Magazins ist Mitglied der sogenannten Programmkommission der „Kunst“, und in dieser Funktion wurde sie aktiv – und sie brachte Akkordeonistin Dörte Lehmann mit, die zwischen den Lesungen spielte – von „Blaue Nacht im Hafen“ bis zu einem griechischen Tanz.

Während auf einer Leinwand ein virtuelles Kaminfeuer brannte – ganz naturgetreu mit Knacken und Knistern -, las Silke Arends kurze Texte, die mal ernst, mal heiter ausfielen. Ein Schildbürgerstreich stand am Anfang. Am Schluss gab es zwei kurze weihnachtliche Gedichte von Erich Kästner. Ostfriesisch wurde es, als das Publikum zum Mittun aufgefordert wurde und zur Begleitung von Dörte Lehmann plattdeutsche Lieder sang.


Zuvor aber gab es – dem Anlass gemäß – Glühwein. Dazu hatte Johannes Berg, Mitglied im Vorstand der Kunst, selbstgebackenen Kuchen und Kekse mitgebracht. Und der 91-jährige Anton Arends, Vater von Silke Arends, steuerte selbst gefertigte Neujahrswaffeln bei. Das Publikum reagierte begeistert auf dieses Angebot. Alle griffen zu, und zumindest das Kuchenangebot war schnell verschwunden. Dabei wurde deutlich, was das Wort „gemütlich“ im Kern besagt: ein freundliches Miteinander, Kommunikation und all das in einer offenen, zugewandten Art und Weise.

Interessanterweise hatte Silke Arends, die selber Autorin und mehrfache Preisträgerin ist, in diesem Jahr für die Lesungen keine ostfriesischen und plattdeutschen Texte mitgebracht, sondern einen Weihnachtsbrief Thomas Manns an seine Tochter Erika vom 23. Dezember 1926, das „Märchen vom Glück“ von Erich Kästner und eine Weihnachtsgeschichte von Efraim Kishon. Sie versteht es, das Angebot sinnvoll zu begrenzen. Und so wurde der Abend mit einer ebenfalls wirkungsvollen Musikauswahl – „Those were the days“, Gefangenenchor aus der Oper Nabucco, Begleitung des gemeinsamen Singens – ein ganz entspanntes, ruhiges Erlebnis. Und das Schöne: im nächsten Jahr soll es weitergehen. Ob diese zauberhafte kleine Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit dann noch ein Geheimtipp bleibt?

