Wenn die Musik den Raum umarmt

Emden. Vom ersten bis zum letzten Ton war die Sonntagsmatinée am 3. Advent in der Johannes a Lasco Bibliothek ein vollständig durchkomponiertes Erlebnis mit einer subtilen Botschaft: „Singet, spielet, jubilieret“. Jede der fünf barocken Kompositionen bot neue Aspekte, stolze Klänge, vielfältige musikalische Ansichten.

Gut besucht: das Barockkonzert in der Johannes a Lasco Bibliothek. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Das begann schon mit der Kantate „Nun komm, der Heiden Heiland“. Dazu hatten sich die insgesamt neun Akteure des Konzertes im Osten und Westen des einstigen Mittelschiffes eingefunden. Und so umarmte die Musik den Raum in ganz zauberhafter Weise. Die schöne Musik des Michael Praetorius ( 1571 bis 1621) umschmeichelte zudem die rund 130 Besucher des Konzertes, die das Geschehen gebannt verfolgten.


Die Initiatorin der Sonntagsmatinée, die Sopranistin Vilma Pigagaite, hatte drei Sängerkollegen und fünf Musiker eingeladen, die nun in wechselnder Besetzung einen raffinierten adventlichen Bogen spannten. Dies umso mehr, als es ausgesuchte, feinste Kompositionen aus der Barockzeit waren, die sich zu einem hochklassigen Ganzen zusammenfanden.


Selbst der gemeinsame Schlussgesang der Akteure mit dem Publikum war exzellent ausgewählt und schloss einen musikalischen Kreis. Denn nun waren auch alle Anwesenden aufgefordert, den Hymnus „Nun komm, der Heiden Heiland“ mitzusingen – ein Kirchenlied, dessen Text ins 4. Jahrhundert zurückreicht. Luther übersetzte und vertonte es 1524 – also lange vor Praetorius. Aber die Wirkung des Liedes mit seinem etwas schwerfälligen Text endet in einem eindringlichen Lobpreis der Dreieinigkeit.

Das Instrumental-Ensemble: Megan Chapelas, Isabel Röbstorf, Torsten Mann, Renate Mundi und Ulrike Fröhling

Die je zwei Sängerinnen und Sänger standen auf der Bühne und gestalteten abschließend Vivaldis „Magnificat“ (RV 610). Der etwa 15-minütige Lobgesang Mariens – nach dem Text des Lukas-Evangeliums – gestaltete sich zum Höhepunkt der Matinée, in dem die feingesponnene Musik in den schönen Stimmen von Katharina Padrok, Jens Lauterbach, Daniel Kemminer und Vilma Pigagaite einen prächtigen Widerhall fand.


Aber auch die Instrumentalisten setzten nachdrückliche Akzente. Etwa im Fagottkonzert von Christoph Graupner, in dem das Barockfagott von Ulrike Fröhling in markanter Weise jene Tugenden bewies, die der Musikkritiker Christian Schubart im 18. Jahrhundert so beschrieb: „Der Ton des Instruments ist so gesellschaftlich, so lieblich geschwätzig, so für jede unverdorbene Seele gestimmt, dass der letzte Tag der Welt gewiss noch viel tausend Fagotte unter uns antreffen wird.“

Viele Besucher blieben noch zum kleinen Empfang mit Glühwein nach dem Konzert

Megan Chapelas (Barockvioline), Isabel Röbstorf (Blockflöte, Barockoboe), Renate Mundi (Viola da Gamba), Torsten Mann (Cembalo) gestalteten mit Solistin und den Stimmen ein gepflegtes Zusammenspiel, das die Barockmusik würdigte, ihr einen bleibenden Platz einräumte und im ruhigen Rahmen komplexe Kunst schuf.