Religionsunterricht wird ökumenisch
Hannover / Leer. Nach mehr als vierjähriger Vorbereitungszeit haben die fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen und die vier katholischen Bistümer in Hannover eine Vereinbarung über die Einführung eines gemeinsam verantworteten Christlichen Religionsunterrichts unterzeichnet. Das neue Unterrichtsfach „Christliche Religion nach evangelischen und katholischen Grundsätzen“ soll ab dem Schuljahr 2025/2026 schrittweise an allen Schulformen in Niedersachsen die Fächer Evangelische Religion und Katholische Religion ersetzen.
Im Vorfeld haben die Konferenz der niedersächsischen katholischen Bischöfe und die Synoden der evangelischen Kirchen in Niedersachsen sowie der Rat der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen der Vereinbarung zugestimmt. Zum ersten Mal in Deutschland werden damit die evangelische und die katholische Kirche gemeinsam die Verantwortung für einen christlichen Religionsunterricht in Niedersachsen übernehmen.
Bischof Dr. Heiner Wilmer (Bistum Hildesheim) betonte, dass das neue Unterrichtsfach Pilotcharakter habe. Es werde einen „wichtigen Beitrag zur religiösen Bildung von Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen leisten“. Als „Schlüsselmoment“ bezeichnete Bischof Thomas Adomeit (Oldenburg), Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, die Unterzeichnung der Vereinbarung. Im Frühjahr 2025 soll eine gemeinsamen Erklärung des Landes Niedersachsen und der beteiligten Kirchen zum neuen Unterrichtsfach unterschriftsreif sein.
2021 veröffentlichten die ökumenischen Schulreferenten der niedersächsischen Kirchen ein Positionspapier. Darin stellten sie erstmals die Idee eines gemeinsam verantworteten Religionsunterrichts vor. Es folgte ein umfangreicher Diskussions- und Beratungsprozess über die Zukunft des Religionsunterrichts in Niedersachsen. In intensiven Gesprächen und Beratungen mit dem Land Niedersachsen sowie mit theologischen, pädagogischen und juristischen Fachleuten konkretisierten die Kirchen die Überlegungen, deren Resultat die jetzt vorliegende Vereinbarung ist.
In Niedersachsen haben im Schuljahr 2023/2024 insgesamt gut 536 000 Schülerinnen und Schüler evangelischen, katholischen oder konfessionell-kooperativen Religionsunterricht besucht, das waren 66 Prozent. Dabei lag der Anteil der Schüler, die der evangelischen oder katholischen Kirche angehören, bei 53 Prozent. Wie bisher sind Schüler anderer Konfessionen oder Religionen sowie ohne Konfession eingeladen, an dem neuen Unterrichtsfach teilzunehmen.