„He hett gaud proot“

Emden. Der Sitznachbar ist zufrieden. „He hett gaud proot“, bekundet er seinem Hintermann. Und auch die Länge der Neujahrsrede von Oberbürgermeister Tim Kruithoff sieht er als angemessen an. Man könne nicht erwarten, dass der OB die Fülle von Fakten in einer halben Stunde präsentiere. Da brauche es schon etwas Zeit.

Aus zwei Blickwinkeln gesehen: die Neujahrsrede von OB Tim Kruithoff und sein aufmerksames Publikum. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Der jährliche Empfang der Stadt Emden zum Neuen Jahr fand am Sonnabend (11. Januar) in der Nordseehalle statt. Es gab viele Informationen – in diesem Jahr zum Thema „Gesundheit“. Kinder fanden zahlreiche Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Es gab zu essen – Erbsensuppe von der Freiwilligen Feuerwehr, Neujahrsröllchen und Fischbrötchen von Bittner – und zu trinken – die Firma Thiele hielt Tee bereit. Musik spielte das Stadtorchester der Stadt Emden, und der „Emder Kneipenchor“ trat auf. Gesprächspartner gab es in Hülle und Fülle. Und so war alles parat für einen unterhaltsamen, aber auch informativen Vormittag, in den sich auch die Emder Zeitung einreihte, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen unter dem Motto „Emden wird orange“ feiert.

Blumenschmuck in den Farben der Stadt Emden begleitete den Auftritt der Oberbürgermeisters

Kruithoff hatte eine Menge Nachrichten im Gepäck. Es gab Schelte für VW. Ein Konzern dürfe nicht derart mit seinen Mitarbeitern umgehen. Es gab Schelte für die Politik in Bund und Land, die so unklug handle, dass den Kommunen unter der Schuldenlast „die Luft zum Atmen wegbleibe“. Wesentlich umfangrecher war der Katalog dessen, was in der Stadt positiv gelaufen sei und was noch geplant werde. So habe die Kommune 2024 in alle Schulstandorte investiert, der Trog wurde fertiggestellt, wobei die Firmen beim Bau der Ostumgehung 1977 massiven „Pfusch“ abgeliefert hätten, weshalb die Sanierung so lange gedauert habe. Das Gebäude-Management sei neu aufgestellt und mit der Diplom-Ingenieurin Freia Visser als Leiterin besetzt worden.

Für Unterhaltung sorgte ein Auftritt der Sternsinger, die in vollem Ornat auftraten
Das Emder Stadtorchester war ebenso präsent wie der Emder Kneipenchor

Für 2025 stehen folgende Projekte auf der Agenda der Stadt

▄ In der Innenstadt soll die Entwicklung zu einer „Erlebnisstadt“ fortgesetzt werden. Dazu gehört, dass das Provisorium in der Neutorstraße aufgehoben und unter Einbeziehung der Erfahrungen der letzten Jahre dauerhaft umgebaut wird. Das ist für 2026 geplant. Bis dahin sollen die Pläne in einer Open-Air-Ausstellung im Stadtgarten vorgestellt und diskutiert werden. Der Stadtgarten selbst soll in den Umbau einbezogen werden. An März werden Elemente der künftigen „Möblierung“ zum Probesitzen aufgestellt.
▄ Die Arbeiten auf dem Ültje-Gelände sollen aufgenommen werden
▄ Ein neues Parkleitsystem wurde bewilligt und soll ausgeführt werden
▄ In der Emsschule entsteht die neue Kindertagesstätte
▄ Der Vordereingang zur Verwaltung wird neu gestaltet, nachdem man das Projekt wegen anderer, vorrangiger Arbeiten immer wieder zurückgestellt hat
▄ Das Verwaltungsgebäude an der Ringstraße, das unter Denkmalschutz steht, wird energetisch auf Vordermann gebracht
▄ Die Anmietung von externen Räumlichkeiten wird aufgegeben
▄ Dank einer privaten Spende kann der Kinderspielplatz am Burgplatz weiter ausgestattet werden
▄ Die Sanierung des Schwanenteich-Geländes wird abgeschlossen
▄ Im Freibad Borssum werden kleinere Projekte umgesetzt – unter anderem geht es um ein Becken für das Baby-Baden
▄ In Harsweg soll an der Auricher Straße die Entwicklung nach dem Abriss eines Hauses und einer Waschstraße weitergehen, außerdem entsteht nahe dem Friedhof ein Dorfplatz
▄ Die Busse werden künftig in regelmäßiger Taktung von 30 Minuten, in besonderen Bereichen auch im 15 Minuten-Takt fahren, Stadtverkehr und Weser-Ems-Busse sollen stärker zeitlich gekoppelt werden. Zudem werden Ruf-Busse eingesetzt
▄ Für den Radverkehr gibt es weiteren Ausbau in der Braunsberger Straße und der Martin-Faber-Straße
▄ Die Kunstpromenade ist zwar fertiggestellt. Hier muss aber nachgearbeitet werden. Kruithoff: „Mit der Ausführung der Arbeiten bin ich nicht zufrieden.“
▄ Der Umbau der Nordseehalle in Richtung einer multikulturellen Einrichtung wird mit sechs Millionen Euro gefördert
▄ Im Hafen wird das Schiffsrecycling als neuer Geschäftszweig etabliert.
▄ Emden wird 2025 nach einem Vierteljahrhundert zum zweiten Mal Ausrichter der Nationalen Maritimen Konferenz. Die Veranstaltung ist die zentrale Veranstaltung der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft. Sie ist zugleich das größte Treffen der maritimen Branche mit etwa 800 Teilnehmern. Die Konferenz findet am 12. und 13. Mai statt.