Volles Haus beim „fürstlichen Konzert“
Weener. Wie hört sich ein fürstliches Cembalo an? Fürstlich, natürlich. Füllig im Klang. Aufblühend im Ton. Das Organeum in Weener hatte zu einer neuen Veranstaltungsreihe eingeladen. Titel: „Musikalische Winterreisen“. Die erste „Reise“ des Formates stellte ein Cembalo von 1741 aus der eigenen Instrumentensammlung vor – anhand einiger Kompositionen von Georg Böhm, Johann Sebastian Bach und Dieterich Buxtehude. Die fiktive musikalische Ausfahrt führte nach Hamburg, wo das Cembalo in der Werkstatt von Christian Zell (1683 bis 1763) geschaffen worden war. Sie führte weiterhin nach Aurich, wo das Cembalo 1950 beheimatet war. Und dann aber auch nach Köln, denn daher kam Cembalist Léon Berben.

beim Stimmen des Cembalos

Organist und Cembalist, spielte Barockmusik
Die ausgewählten Musiken liegen stilistisch so eng beieinander, und nutzten dasselbe musikalische Vokabular des späten Barocks derart, dass es nicht so einfach war, die unterschiedlichen Beiträge zweifelsfrei zuzuordnen, respektive den Wechsel von einem zum anderen Musikstück sicher zu identifizieren. Doch das machte nichts, und der rücksichtsvolle Léon Berben hatte dergleichen schon einkalkuliert. Er empfahl: „Wenn Sie auf dieser Reise verloren gehen, dann hören Sie einfach nur zu.“ Und das taten die Besucher, die den kleinen Raum im ersten Stock des neogotischen Hauses füllten – man wundert sich, dass so viele Menschen in ein derart kleines Zimmer passen – dann auch mit Genuss.

Das Cembalo ist nur einmanualig, verfügt aber über so interessante Register, dass es wirklich ein Vergnügen war, dem Programm zu lauschen, zumal Berben nicht nur als „Meister seines Faches“ angekündigt wurde, sondern auch ohne Zweifel ein solcher ist. Selbst ein kleines Malheur mit einer Taste konnte ihn weder aus der Fassung, noch aus dem Rhythmus bringen.

Das Instrument wurde drei Jahre vor dem Tod des letzten Cirksena-Fürsten Carl Edzard in Hamburg bestellt. Aus Zells Werkstatt sind lediglich drei Instrumente erhalten: eines befindet sich in Hamburg, eines in Barcelona und eines eben in Weener. Der Organist und Orgelforscher Harald Vogel hat 1978 in einem kurzen Beitrag für „Ostfriesland. Zeitschrift für Kultur, Wirtschaft und Verkehr“ das Instrument vorgestellt. Es sei wohl für das Lustschloss in Sandhorst angekauft worden.

Nachdem das Fürstenhaus 1744 erloschen war, wurde das Gebäude samt Inventar – nach Darstellung von Harald Vogel – 1765 an den Präsidenten der Preußischen Kriegs- und Domänenkammer in Aurich, Peter von Colomb, verkauft. Als das Anwesen 1810 wiederum verkauft wurde, dürfte das Cembalo in die Hand der Familie de Pottere gelangt sein, vermutet Vogel. 1950 jedenfalls vermachte der letzte de Pottere es der Ostfriesischen Landschaft, die das Instrument zunächst im Steinhaus Bunderhee unterbrachte. 1964/65 und 1976 wurde es restauriert, beziehungsweise repariert. Schließlich gab man das Cembalo, das sich in seiner originalen Fassung in Rot, Blau und Gold erhalten hat, nach Weener, wo es in die Sammlung integriert wurde.
Hausherr Winfried Dahlke hat die neue Reihe aufgelegt, um das Organeum stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Der Auftakt ließ auf viele weitere stimmungsvolle Hauskonzerte hoffen. Diese werden im monatlichen Rhythmus während der Wintermonate stattfinden.