Kunsthaus nahm 90 Werke von Voskuhl auf
Leer. Und wieder klingelt in der Villa am Turnerweg, in der das Kunsthaus Leer untergebracht ist, die Türglocke. Die Leiterin des Hauses, Susanne Augat, ist freudig überrascht. Denn die räumlichen Kapazitäten des Hauses sind beschränkt. Und dann so viele Besucher bei einer Führung? Das sei schon bemerkenswert, staunt die Kunsthistorikerin.

Die Enge des Hauses ist auch für die Hängung von Bildern eine Herausforderung. Für die aktuelle Ausstellung mit Werken des aus Rhauderfehn stammenden Künstlers Zoppe Voskuhl (1955 bis 2019) wird das Büro im Erdgeschoss ebenso eingesetzt wie die Flure, das Treppenhaus und die einstigen Wohnräume.

Bis auf sieben Arbeiten kommen alle gezeigten Werke aus dem Bestand, den Susanne Augat vor gut fünf Jahren als Vorlass übernommen hat. Und schon hinter dieser Übernahme steht eine Geschichte, wie sie den Besuchern im Rahmen einer Führung verriet. Gemeinsam mit Voskuhl legte Augat bei zwei Atelierbesuchen in Berlin eine Vorauswahl fest. Diese wurde in Absprache mit dem Träger der Einrichtung, dem Landkreis Leer, auf 90 Exponate komprimiert. Doch kurz bevor der Vertrag mit dem „Kunsthaus Leer – Archiv für Kunst aus Ostfriesland“ unterschrieben werden konnte, starb Voskuhl. Dennoch stimmte die Erbengemeinschaft der Vergabe der Bilder nach Leer zu.

Voskuhl beherrschte seine Kunst in allen Facetten: Gemälde, Graphik, Buchkunst. Zudem habe er über große Kenntnisse der Kunstgeschichte verfügt. Augat: „Er war ständig in Museen unterwegs.“ Gearbeitet habe er häufig nachts – und oft genau gegen den Strom der Zeit,. So malte er figurativ, als alles abstrakt malte. Dies folgte seiner Überzeugung, dass Menschen viel zu erzählen haben. Also ließ er sie in seinen Arbeiten erzählen – oft genug in verrätselten Bildern. So gibt es eine Reihe von sogenannten „Baumträgern“ oder Menschen, die wie ein Netz angeordnet sind. Zudem weisen die meisten Bildwerke keine Titel auf.

Die Arbeiten Voskuhls gliedern sich in drei Werkgruppen. Am Anfang stehen die „Braunbilder“ in gedeckten Farben zwischen Rot-Braun und Anthrazit. Die Neubilder verweisen auf den Menschen und seinen Umgang mit der Natur. Kurios sind die Rüti-Bilder, die die menschliche Figur comic-haft verzerren – mit großen Köpfen, kleinen Körpern und „mickrigen Extremitäten“, wie Susanne Augat sagte.

Zoppe Voskuhl, dessen Taufname eigentlich Hans-Josef war, und der den Spitznamen aus Kindertagen später offiziell eintragen ließ, sei ein Künstler gewesen, der von seiner Kunst leben konnte, erklärte die Kunsthaus-Leiterin. Den Studienjahren an der Hochschule für Kunst und Musik in Bremen (von 1978 bis 1984) folgten als freischaffender Künstler Aufenthalte in Paris, Hannover und Berlin. Die Ausstellung in Leer erinnert an seinen 70. Geburtstag. Sie ist noch bis zum 16. Februar zu sehen.

