Lieder, die Freunde miteinander verbinden
Leer. Sie waren engste Freunde, und selbst der Tod hat dieser innigen Freundschaft nichts anhaben können. Sie wirkt immer noch nach. Der Künstler Zoppe Voskuhl (gestorben 2019) und der Musiker Otto Groote kannten sich seit ihrer Jugendzeit. Zoppe war 18, Otto 15 als sie das erste Mal aufeinander trafen. Die Chemie stimmte von Anfang an.
„Gib mir ’ne Flasche von der alten Liebe, ich betrink mich so gerne an ihr“

Am letzten Tag der Ausstellung „Zoppe Voskuhl“ im Kunsthaus Leer gab es ein Gesprächskonzert der rührenden Art. Denn Otto Groote sang Lieder, die eng mit seinen Erinnerungen an Zoppe Voskuhl zu tun haben. Gemeinsam mit Musiker-Kollegen Ralf Strotmann und unterstützt von dem niederländischen Liedermacher Bert Hadders sowie dem Gitarristen Christian Sperber ging es kreuz und quer durch das Repertoire. Gesungen wurde auf Deutsch, Englisch, Plattdeutsch und im Groninger Platt.
„Ik bün tohuus in ´t blaue Lücht van ´t Nörden“

Das Kunsthaus war überfüllt, als Groote und Kollegen loslegten. Dennoch gab es eine lange Warteliste von weiteren Interessierten. Man hätte die Veranstaltung durchaus zweimal durchführen können, sagte die Leiterin der Einrichtung, Susanne Augat. Sie hatte den Vorschlag gemacht, das kleine Konzert im kleinsten Kreis am letzten Ausstellungstag als eine Art Gedächtnisveranstaltung zu gestalten. Groote zweifelte zunächst, weil er befürchtete, während eines solchen Auftritts die Fassung zu verlieren, machte sich aber dennoch an die Arbeit und stellte ein Programm zusammen.
„Seit wir draußen sind auf dem Meer.“



Otto Groote absolvierte eine Lehre als Mechaniker, Zoppe Voskuhl machte seinen Abschluss als Schriftsetzer. Groote sah sein künftiges Leben in geordneten Bahnen vor sich: Heirat, Kinder, Beruf. Dann zeigte Zoppe ihm, wie man Gitarre spielt, obwohl er selber nur drei Akkorde beherrschte und sein Repertoire demnach sehr schmal war. Doch Groote war davon begeistert. „Spiel doch noch mal“, forderte er den Freund ein ums andere Mal auf. „Lern es doch selber“, entgegnete Voskuhl. Und Groote lernte – schnell und begeistert. So wurde er Musiker und Voskuhl bildender Künstler.
„Im Himmel zwischen Hamburg und New Haven“

Schon als Jugendlicher sei Voskuhl ein wunderbarer Zeichner gewesen, attestierte Groote seinem Freund. Besonders habe ihm imponiert, dass Zoppe seinen Weg zunächst ohne Hilfe, ohne Lehrer gefunden habe. Dann ging er zum Studium nach Bremen – und blieb dort. Im Atelier des Malers fand dann jedes Jahr ein Atelierfest im Januar statt. Der Hauseigentümer kochte Minestrone, Groote spielte seine neuesten Songs. Voskuhl zeigte seine aktuellen Arbeiten.
„Ich wünsch mir, Du wärst hier.“
Wo auch immer die beiden waren, ob auf Kunstreise in Paris, Berlin oder Madrid, ob am Weser-Strand oder in Bremen selbst – alle kannten Zoppe. Wenn man ihn suchte, war der Gang ins nächste Café die einfachste Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen, sagte Groote. Das letzte Telefongespräch, das die beiden führten, erfolgte wenige Stunden vor Voskuhls Tod. Sie sprachen über das Sterben und den Tod. Zoppe, der schon mehrere Herzanfälle hinter sich gebracht hatte, sei sich klar gewesen, dass er nicht mehr lange zu leben habe. Einen Tag später, am 20. Oktober 2019, war er tot.
„Leaving on a Jet plane“
