Erstklassige Besetzung für Revue-Operette

Emden. Einmal in der Saison nimmt Kulturevents Emden eine Operette ins städtische Veranstaltungsprogramm auf. Dieses Mal spielte die Kammeroper Köln Paul Abrahams „Ball im Savoy“ von 1932. Eine klassische Operette ist es nicht, ein Musical noch nicht. Also nennt man es eine Revue-Operette. Gut 200 Besucher erlebten im Festspielhaus am Wall einen Abend mit bunten Tanznummern und sehr guten Stimmen. Für die Besetzung wählte Abraham die klassische personelle Ausstattung der Operette (aber auch der Oper). Es gibt ein Doppelpaar, um unterschiedliche Aspekte von Liebe, Treue und Untreue zeigen zu können. Eines ist von adeligem Stand, eines von bürgerlichem.

Auftaktbild: Gondelfahrt des Ehepaars de Faublas. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Raffiniert war die Bühne. Die Bühnenbildner hatten ein System von Modulen gebaut, die durch Drehungen mehrfachfunktional eingesetzt werden konnten. Personell war die Operette erstklassig besetzt. Nicola Becht als Madeleine hat eine große Stimme, aber auch Femke Soetenga als Daisy behauptete sich in den jazzigen Segmenten ganz prächtig. Die Männerstimmen waren ebenfalls sehr passend besetzt: Mario Zuber als Aristide und Tyler Steele als Mustapha boten stimmliches Vergnügen.

Im Separeé: Christoph Loebelt, Nicola Becht, Mario Zuber und Hannah Miele
Im Stil der 30er Jahre: das Bühnenbild, das mehrfach-funktional eingesetzt werden konnte

Tänzer und Sänger sangen, tanzten, mimten, spielten auf hohem Niveau. Außerdem brachte die Kammeroper ein eigenes Orchester mit, die Kölner Symphoniker unter der energischen, sehr bestimmten Leitung von Esther Hilsberg-Schaarmann. Es gibt einige zündende Ohrwürmer in der Operette. „Es ist so schön am Abend bummeln zu gehn“ oder „Toujours L’amour“ gehören dazu, ebenso die Auftrittsszene der Tangolita (Hannah Miele) oder der witzige „Känguruh-Tanz“.


Allerdings muss man feststellen, dass die Operette trotz Kürzungen, trotz kleiner Veränderungen an schwierigen Inhalten letztlich aus der Zeit gefallen ist. Das Thema „Liebe“ ist natürlich zeitlos, aber die Überzeichnungen, die Theatralik der Darstellung, das Juchzen und die schrillen Stimmlagen schufen eine Atmosphäre von Retro, die auf die Dauer der mehr als zweistündigen Aufführung gesehen eher ermüdend wirkte.

Ziemlich eng – Blick in den Orchestergraben, wo die Kölner Symphoniker Platz genommen hatten
Gut 200 Gäste kamen zur Operette ins Festspielhaus am Wall
Schlussbild mit Tänzern und Solisten der Kammeroper Köln