„Ich empfinde das als große Ehre“
Der Emder Heino Ammersken ist seit Jahresbeginn kaufmännischer Vorstand der Johannes a Lasco Bibliothek
Emden. Als eine Nachricht per WhatsApp an jenem Abend bei ihm einging, war Heino
Ammersken (55) sehr überrascht. Eine Vertreterin der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer fragte an, ob er wohl Zeit hätte für ein Gespräch mit der Kirchenpräsidentin? „Ich war mir nicht ganz klar, warum Frau Bei der Wieden mich sprechen wollte“, rätselte Ammersken, Bereichsleiter der Vermögensberatung bei der Ostfriesischen Volksbank.
Im Gespräch wurde dann aber schnell klar, was die Kirchenpräsidentin auf dem Herzen hatte. Und Ammersken sah sich unvermittelt mit der Frage konfrontiert, ob er der neue kaufmännische Vorstand der Johannes a Lasco Bibliothek werden wolle. Drei Tage Bedenkzeit erbat sich der gebürtige Emder. Doch schon während des Gesprächs sei ihm klar geworden, dass seine Antwort Ja lauten würde. „Ich empfinde das als große Ehre.“
Seit Jahresbeginn ist Ammersken nun im Amt – als Nachfolger von Gerhard Plenter, der im Hauptberuf Abteilungsleiter Haushalt und Finanzen der Evangelisch-reformierten Kirche ist. Ein halbes Jahr will sich der Banker zum Einarbeiten Zeit nehmen. „Zum Reinwachsen“, sagt er. Die ersten Sitzungen haben bereits stattgefunden, die Mitarbeiter des Hauses hat er kennengelernt. Und einmal die Woche im Haus präsent zu sein, ist sein Wunsch.
Die Aufgaben, die Ammersken erfüllen soll, sind klar definiert. Er wird das Controlling für den Finanzbereich übernehmen, und er soll seine Netzwerke nutzen, um die Bibliothek stärker in der Gesellschaft zu verankern. Letztlich heißt das, dass er gefragt ist, Drittmittel zu akquirieren und Förderer für die Bibliothek zu finden. Das seien Aufgaben, die ihm lägen und die er mit seinem Beruf vereinbaren könne, sagt Ammersken, der in Emden noch weitere Ehrenämter übernommen hat.
So ist er Vorsitzender der Diakonie der Fremdlingen Armen. Diese Einrichtung, die seit 467 Jahren durchgängig existiert, sammelt Gelder bei „Gebern“ ein – das sind Emder Bürger und Geschäftsleute. Diese Spenden werden an bedürftige „Nehmer“ vergeben. Das sind zumeist „verschämte Arme“, die die öffentlichen Kassen niemals von sich aus in Anspruch nehmen würden. Es waren der einstige Rentamtsleiter Johann Gerhard Müller und der Kaufmann Johannes Barghoorn, die ihn ansprachen, ob er nicht Diakon werden wolle. Nach einem Jahr schon wurde Ammersken „Bruder Kassier“ und beschäftigt sich seither auch mit sozialen Fragen.
Oft sind es Menschen, die nicht wissen, wie sie das Essen des nächsten Tages bezahlen sollen, die zu Nehmern werden, nachdem die Diakone in geheimer Sitzung den jeweiligen Fall geprüft haben. „Das erdet ungemein“, fasst der Finanzexperte seine Erfahrungen, die so ganz anders gelagert sind als seine berufliche Tätigkeit, in nüchterne Worte. Sicher ist für ihn: „Das Amt als Diakon wäre das letzte, das ich aufgeben würde.“
Als Schatzmeister ist Ammersken weiterhin in den Vorstand des Bunkermuseums eingebunden, und er erfüllt dieselbe Aufgabe im Kreis der Freunde des Ostfriesischen Landesmuseums. Das sind Arbeiten, die sich mittels seiner Erfahrungen im Finanzsektor und durch Nutzung der heutigen technischen Möglichkeiten zeitlich überschaubar verantwortlich abarbeiten lassen, sagt er.
Ammersken erhielt seine schulische Ausbildung in Emden. 1998 ging er nach Bremen, wo er für die Commerzbank arbeitete. Als sich ein Jahr später Nachwuchs ankündigte, zog es das Ehepaar Ammersken zurück nach Emden, wo er sich ab 2002 politisch betätigte. Es war die große Zeit der Emder FDP, Ammersken stand auf Listenplatz 2 und sah sich unversehens als Mitglied einer elfköpfigen Fraktion.
Zwei Legislaturen blieb er im Rat der Stadt Emden. „Persönlich war diese Zeit eine Bereicherung für mich.“ Es sei zugleich aber auch desillusionierend gewesen zu erleben, wie wenig Bewegungsspielraum man letztlich habe. Eine Neigung zum Sozialen zeigte sich schon damals. Ammersken wurde Vorsitzender des städtischen Sozialausschusses. 2011 schied er aus dem Rat aus und begann mit der ehrenamtlichen Arbeit, zu der auch Bemühungen um die Rettung der Weizen-Mühle gehörten.
Mit diesen Erfahrungen im Rücken empfindet er die Arbeit für die Johannes a Lasco Bibliothek als weitere Bereicherung und sieht den kommenden fünf Jahren positiv entgegen.