Ein Blick ins menschliche Gemüt

Emden. Die nächste Sonntagsmatinée in der Johannes a Lasco Bibliothek findet am 23. März um 11.30 Uhr statt. Sie steht unter dem Titel „Licht und Schatten“ und wird anhand von Musikbeispielen aus dem 19. und 20. Jahrhundert präsentiert. Die Zahl der Ausführenden liegt bei drei. Neben der Initiatorin der Reihe, der Sopranistin Vilma Pigagaitė, sind Miriam Griess (Violoncello) und Leonid Dorfman (Klavier) beteiligt.

Hat das Programm der Sonntagsmatinée zusammengestellt und singt selber: Sopranistin Vilma Pigagaitė

Das Konzept für die Konzerte entwickelte Vilma Pigagaitė bereits im letzten Jahr. Zeitgleich hatte sie auch die Komponisten im Bick, anhand derer sie das Thema in seiner Gegensätzlichkeit präsentieren wollte. Lichtspiele und Schatten der Natur, Liebe und Verlust, Heimatlosigkeit und Geborgenheit, Hoffnungslosigkeit und Phantasiewelt – darum geht es bei dieser Morgenmusik. „Dabei haben alle Musikstücke eines gemeinsam: Sie spüren der Komplexität des menschlichen Daseins und der Gefühlwelt nach, entführen uns in die wechselhafte Welt der Natur“, sagt die Sängerin und Pädagogin selber zu ihrer Auswahl. Verstärkend tritt hinzu, dass alle Musikstücke in besonderen Lebenslagen der Komponisten und Komponistinnen geschrieben wurden.

Komitas‘ (geb. Soghomon Gevorki Soghomonian) Leben nahm nach dem Roten Sonntag am 24. April 1915 eine jähe Wendung, seine Lieder und Tänze schrieb er während der Deportation durch die Türkei und erschaffte durch die Verzahnung armenischer Volksmusik mit zeitgenössischer Kompositionstechnik eine dicht-sehnsüchtige Atmosphäre.

Tänze der Erde – „Danses de la terra“ – der in Barcelona lebenden katalanischen Komponistin Elisanda Fábregas sind nach einem ähnlichen kompositionstechnischen Prinzip erschaffen worden. Obwohl alle vier Tänze nicht auf traditioneller katalanischer Musik basieren, sind sie von den Kindheitserinnerungen der Komponistin an katalanische Tänze und Volksmusik inspiriert. Man kann dieses Werk durchaus als zentrales Werk des Konzertes bezeichnen. Die Erde dreht sich um die Sonne und ist mit ihren wiederkehrenden Jahreszeiten einem ständigen Wandel unterworfen. Genauso wie das Leben eines Menschen, der sowohl die lichten als auch die dunklen Momenten erfährt und sich ewig nach Sonne sehnt.

Richard Strauss komponierte den Liederzyklus „Vier Lieder, O. 27″ für seine Frau zur Hochzeit, eigentlich aus einem sehr erfreulichen Anlass. Und trotzdem hat er bei der Gedichtsauswahl auch nach den „schattigen“ Seiten des Lebens gesucht, um der Vielfalt des Lebens eine musikalische Form zu verleihen.

Eine ähnliche Thematik ist auch bei „Hirt auf dem Felsen“ von Franz Schubert zu finden. Ein hoffnungsloser und von der Einsamkeit geplagter Mensch sucht den Trost im Gebirge und hofft auf einen baldigen Frühling.

Die Instrumentalkompositionen von Robert Schumann (Nachlassvariationen Op. 13, Nr. 2 und 5 und auch die Phantasiestücke Op. 73, Nr. 1 und Nr. 3) beschäftigen sich mit der inneren Welt des Individuums und zeichnen seine Höhen und Tiefen musikalisch nach.

► Eintritt: Erwachsene: 15 Euro, erm. 7,50 Euro, Kinder bis zwölf Jahre frei. Reservierung: Tageskasse