Gesucht: ein Auricher Uhrmacher
Aurich. Der Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Technischen Universität Berlin und Uhrmachermeister, Professor Dr. Günther Oestmann, beschäftigt sich schon lange mit dem Auricher Uhrmacher Adolph August Kittel, den er als den „vergessenen Sohn der Stadt Aurich“ bezeichnet. Insbesondere wird ein Bild von Kittel gesucht.

Oestmann hat sich ausführlich mit Adolph August Kittel beschäftigt und eine erste Biographie erstellt, die als Beitrag im „Biographischen Lexikon Ostfriesland“ erschienen ist. Demnach wurde Kittel 1846 in Aurich geboren. Er erlernte bei seinem Vater das Uhrmacherhandwerk und war zunächst in Emden tätig. 1878 ging er nach Altona und gründete eine Werkstatt zur Herstellung von Chronometern. Die vor den Toren Hamburgs gelegene Hafenstadt war im 19. Jahrhundert für die Präzisionsuhrmacherei ein bedeutender Ort, an dem sich etliche Chronometermacher niedergelassen hatten, schreibt Oestmann.
„Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen, die Bestandteile, häufig auch komplette Chronometer aus England bezogen, hatte Kittel den Ehrgeiz, in seiner Werkstatt alles vollständig selbst anzufertigen.“ Zu den jährlichen Konkurrenzprüfungen der Deutschen Seewarte reichte er zahlreiche Chronometer ein, von denen die Kaiserliche Marine insgesamt 49 ankaufte. Auch lieferte er Präzisionspendeluhren an verschiedene Sternwarten. Auf der Hamburgischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung erhielt Kittel 1889 eine silberne Medaille und die silberne Medaille des Altonaer Industrie-Vereins.
1911 verkaufte er schließlich das Inventar seiner Werkstatt, um sich eine kleine Leibrente zu sichern. Während des Krieges erkrankte Kittel jedoch, und seine Rente reichte wegen der allgemein schlechten Wirtschaftslage nicht zum Leben aus. So entschloss er sich 1920, in seine Geburtsstadt Aurich zurückzukehren. Das letzte Jahr seines Lebens brachte Kittel dort in ärmlichsten Verhältnissen zu. Mit seiner Verwandtschaft hatte er sich alsbald überworfen und starb einsam im Auricher Krankenhaus.
Kittel war nicht verheiratet und ein eigensinniger Einzelgänger mit kauzigen Zügen. Richard Schorr, der damalige Direktor der Hamburger Sternwarte, charakterisierte ihn mit folgenden Worten: „Als Mensch war er im übrigen ein Original ersten Ranges, keineswegs kaufmännisch orientiert, und hat trotz seiner vielerlei wertvollen Erfindungen keine Seide gesponnen“.
► Oestmann ist zu erreichen: Prof. Dr. Günther Oestmann, Halberstädter Str. 31, 28215 Bremen,
Tel. 0421 / 37 39 45, oestmann@nord-com.net