„Momo“ ideenreich auf die Bühne gebracht

Emden. Das war ein ganz zauberhafter Nachmittag, den die Ballet Factory Emden (gegründet 2013) und die MDNZ Danz Company für zeitgenössischen Tanz (gegründet 2020) im Festspielhaus am Wall gestalteten. Auf dem Programm stand ein Ballett nach Motiven von Michael Ende in der wunderbaren Choreographie von Tanzpädagogin Katharina Riebschläger: „Momo“. Opulent mit Kostümen ausgestattet, mit einem professionellen Bühnenbild und einer Fülle von Requisiten versehen, hatte die Leiterin beider Tanzstudios ein Umfeld geschaffen, in dem die Vielzahl an Tänzerinnen (unter ihnen auch ein Tänzer) ganz ausgezeichnet agierte.

„Wir sind ausverkauft“, teilten die Veranstalter mit. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Riebschläger hatte altersgerecht abgestimmte Szenen inszeniert, in denen auch die jüngsten Kinder der Studios ihren Platz fanden, was beim Publikum wahres Entzücken hervorrief, als die reizenden Kleinen die fremde Umgebung betraten – unter der behutsamen Begleitung etwas älterer Tänzerinnen. Waren es anfangs noch tastende Schritte, so gestaltete sich der zweite Auftritt bereits mutiger.

Der Tanz der jüngsten Ballett-Kinder entzückte das Publikum

Bei den größeren Mitwirkenden hieß es dann auch, Spitze zu tanzen – und das geschah mit selbstverständlicher Anmut. Aber auch ohne Spitzentanz gelangen Bewegungsabläufe, die – bewundernswert aufeinander abgestimmt – präsentiert wurden. Welch eine geduldige, aber auch exakte Arbeit mag das im Vorfeld erfordert haben!

Dabei geht es nicht allein um den Tanz an sich. Es verbirgt sich ja eine umfangreiche Koordinationsleistung dahinter. Abgesehen davon, dass jeder Mitwirkende pünktlich im richtigen Kostüm parat steht, muss klar sein, wer wann wo auftritt, wer welches Requisit auf die Bühne bringt und wer es – falls nötig – wieder entfernt. Man staunte aber auch über die Kondition, mit der die jungen Leute tanzten und kleine akrobatische Einlagen bewältigten.

Eine unheimliche Armee der grauen Menschen, die den anderen Zeit stehlen wollen

Die Geschichte folgt dem Buch von Michael Ende. Es geht um Zeit und den Diebstahl derselben, um Menschen, die das mit sich machen lassen und um solche, die es verweigern. Zentral im Mittelpunkt steht Momo, die in der Ruine eines Amphitheaters lebt. Das unauffällige, aber wesensstarke Mädchen wird konfrontiert mit fabelhaften Wesen in prunkvollen Gewändern, aber auch mit einem Heer von grauen Zeit-Stehlern. Die Vielzahl an Kostümen – auch die Kleinsten waren prächtig eingekleidet – konnte durch Leihgaben von anderen Ballettschulen realisiert werden, die offenbar großzügig ihren Fundus zur Verfügung stellten. So war jeder Auftritt, jede Szene ein neues Wunderstück.

Eine Demonstration gegen die grauen Menschen wird organisiert, bleibt aber wirkungslos

Musikalisch gab es ein buntes Kaleidoskop von Musik aus klassischen Balletten, Kammermusik und zeitgenössischen Werken – mal lyrisch, mal bedrohlich, mal minimalistisch, mal opulent, immer aber sehr geschmackvoll an die jeweiligen Spielsituationen angepasst. Das stehende Bühnenbild des Amphitheaters wurde immer wieder verändert durch Projektionen über eine große Leinwand, über Licht, über Uhren, die in überdimensionaler Größe von der Bühnendecke herabhingen.

Momo spielt mit den Kindern der Stadt

Fazit: Es war eine auf den Punkt genau vorbereitete Veranstaltung, ideenreich in Szene gesetzt und mit großem Einsatz aller Beteiligten auf die Bühne gebracht.

Szene im Café. Die Restaurantbetreiberin ist unzufrieden mit den Geschäften
Momo und ihre Freundinnen vor der Kulisse des Amphitheaters