Endspurt bei der Wenthin-Orgel von Riepe
Riepe. Die Renovierung und Erweiterung der Wenthin-Orgel von Riepe nähert sich mit Riesenschritten dem Ende. Bereits am Montag, 31. März, soll alles fertig sein. Derzeit aber sind die Intonateure Markus Zoitl und Georg Tomat noch dabei, dem Instrument seine Stimme zurückzugeben. Die Pfeifen werden gestimmt und die Intonation vorgenommen. Dabei geht es um die klangliche Gestaltung der Orgelpfeifen, um Klangfarbe und Lautstärke, dies unter Einbeziehung der Raumakustik und des Stils, den die Orgel repräsentiert. Im Großen und Ganzen geht es also darum, den Klang, den Orgelbauer Johann Friedrich Wenthin (1746 bis 1805) erzeugen wollte, zu rekonstruieren.

Da aber von den aus Otterstedt (bei Bremen) gebürtigen Wenthin nur die Prospektpfeifen, also jene Pfeifen, die an vorderster Stelle zu sehen sind, erhalten sind, zogen die Orgelbauer der Dresdner Werkstatt Kristian Wegscheider andere Instrumente Wenthins zurate – etwa die in Reepsholt. Man sei vor Ort gewesen und habe die entsprechenden Pfeifen exakt vermessen, um sie im Sinne Wenthins kopieren zu können. So entstanden die Register der Traversflöte (eine frühe Querflöte) neu. Aber auch im Pedal wurde auf einen alten Meister zurückgegriffen – in diesem Fall entstand ein Zungenregister nach dem Vorbild des Orgelbauers Arp Schnitger. „In jener Zeit ahmten die meisten Orgelbauer den Stil von Schnitger nach“, sagt Markus Zoitl.

Insgesamt entstanden so 20 Register, dazu gesellen sich noch vier weitere Register, unter anderem das heiß ersehnte „Cimbel“-Register: die beiden Zimbelsterne mit ihrem zarten Glöckchenklang. Ebenfalls ausdrücklich erwünscht ist der „Vogelsang“, der die singenden Vögel fröhlich nachahmt.
Die einzelnen Register sind mit schön beschrifteten Schildern versehen, die von Hand auf Papier im Stil des 18. Jahrhunderts kalligraphiert wurden. Es stehen nunmehr zwei Manuale und ein Pedal zur Verfügung – zuvor verfügte die Orgel über ein Manual und kein Pedal. Um die mehr als 1000 neuen Pfeifen unterzubringen, bedurfte es eines Anbaus, der das Instrument nach hinten enorm verlängert. Doch auf der geräumigen Empore ist ausreichend Platz dafür.

Die Intoneure sind seit rund vier Wochen bei der Arbeit, sechs Tage die Woche, jeden Tag rund zehn Stunden. Anstrengend sei die Arbeit schon, meint Zoitl, der erklärt, dass die reine Intonation rund vier Stunden pro Tag einnimmt. „Aber unser Anspruch ist es perfekt zu machen.“ Daher steht für die Orgel eine erste Inspektion auch schon in einem Jahr an. Danach werde alle zwei Jahre eine Überprüfung der Orgel stattfinden.

► Die Wenthin-Orgel zu Riepe wird am 25. Mai offiziell wieder eingeweiht. Um 14 Uhr gibt es einen Festgottesdienst. Um 16.30 Uhr gibt es Grußworte, und um 17 Uhr beginnt ein Konzert, das Landeskirchenmusikdirektor Winfried Dahlke spielen wird.