Wasser kochen – Tee zubereiten – trinken
Emden. „T.“ heißt kurz und bündig ein neues Buch, für dessen Herausgabe der Emder Gymnasiallehrer und Plattdeutsch-Fachmann Carl-Heinz Dirks verantwortlich zeichnet. Das Buch, das – versteckt im Impressum – den Untertitel „Das ultimative Buch vom Tee“ trägt, bietet plattdeutsche Geschichten, Gedichte, kurze Sinnsprüche, Zitate aus der Literatur – alles zum Thema Tee.

Dabei lernt der Leser, dass auch „Alice im Wunderland“ von Lewis Caroll zum Fünf-Uhr-Tee einlädt, dass Gotthold Ephraim Lessing den Tee als lebensspendend schätzte, dass Heinrich Heine in gewohnt sarkastischer Weise lästerte, dass die Ostfriesen „einen Thee trinken, der sich von gekochtem Seewasser nur durch den Namen unterscheidet“. Marcel Proust konstatiert beim Tee-Trinken ein „ungeheures Glücksgefühl“. Und Rainer Maria Rilke beginnt eines seiner Gedichte mit einer Szenen-Beschreibung „Sie saß so wie die anderen beim Tee“.
Die Idee zum Tee-Buch hatte Dirks schon vor der Corona-Krise und stellte sein Konzept im Schrieverkring Weser-Ems e.V. vor. Er stieß mit seinem Aufruf „Wir schreiben Texte über Tee“ auf grundsätzliche Zustimmung bei den Mitgliedern. Man machte sich an die Arbeit. Doch Dirks dachte auch an die inzwischen verstorbenen Plattschreiber, die ebenfalls zu ihrer Zeit Erwägungen zum Tee anstellten – etwa Johannes Diekhoff (gestorben 2013), Rieks Janssen-Noort (gestorben 1988) oder Hilde Nörder-Hülsebus (gestorben 2014).
„Ich hatte einen ganzen Stapel Bücher über den Tee und das Tee-Trinken zusammengestellt“, sagte Carl-Heinz Dirks. „So um die 30 Stück mögen es wohl gewesen sein.“ Aus diesen holte er sich Anregungen – und verfiel auch auf die Sprüche, die das neue Tee-Buch füllen, wo immer es geeignet schien. Der japanische Tee-Weise Rikyū (1522 bis 1591) bemerkte: „Die Kunst des Tees, muss man wissen, ist nichts anderes, als Wasser kochen. Tee zubereiten und trinken.“ Oder er zitiert den Schriftsteller Dostojewski der von den perfekten Nahrungsmitteln schreibt, in Sibirien zu überleben: Tee, Wodka und Heringe. Oder er verweist auf die chinesische Weisheit: „Es ist leichter, drei Tage nichts zu essen, als drei Tage ohne Tee zu sein.“


Mit einiger Zufriedenheit bezieht sich Dirks in seinem Vorwort auf das Tee-Trinken als Immaterielles Kulturerbe, verweist auf jene 330 Liter, die jeder Ostfriese pro Jahr konsumiert und betont, dass sich die erste Erwähnung des Tees bei Marco Polo findet. Zu erfahren ist auch, dass der junge Friedrich, der später „der Große“ genannt werden wird, von seinem Vater gezwungen wurde, Tee in Mengen zu konsumieren, um seiner Kränklichkeit zu begegnen. Nicht unerwähnt bleibt auch, dass der Versuch der Preußen, den Ostfriesen das Tee-Trinken wieder abzugewöhnen, krachend scheiterte. Um die Versorgung der Bevölkerung mit Tee während der Napoleonischen Kontinentalsperre zu gewährleisten, riskierten die Ostfriesen ein raffiniertes Schmugglerwesen.
Insgesamt ist ein bunter Reigen von Texten und Reimen auf Platt oder Hochdeutsch entstanden. Zusammengefasst sind die Beiträge in einen von Melanie Krickhuhn (Druckerei Bretzler) gestalteten Einband, der Teeflecken suggeriert und bei dem das „T.“ von Hand ausgestanzt ist.
► Das „Ultimative Buch vom Tee“ ist zu beziehen unter der ISBN 978-3934835-47-4. Es kostet 25 Euro