Zurückgekehrt: Gemälde aus altem Privatbesitz

Emden. Aus Privatbesitz sind fünf Gemälde und zwei Grafiken an die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden geschenkt worden. Das berichtet die Kuratorin der Gemäldesammlung im Ostfriesischen Landesmuseum, Dr. Annette Kanzenbach, in einer Pressemitteilung.

Übergeben hat die Bilder Professor Dr. Hero Weber (Oldenburg) im Gedächtnis an seine Eltern Theo und Grete Weber, geb. Holtkamp, beide gebürtig aus Emden. Die Gemälde stammen allerdings aus dem Besitz der Vorgänger-Generation, die sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ostfriesland erwarb. Arno Weber, Großvater von Hero, war als U-Boot-Fahrer im Ersten Weltkrieg nach Emden gekommen, hatte sich hier verheiratet und einige Jahre später die Ledergroßhandlung „Leder en gros Weber“ begründet.

Die Pilsumer Kreuzkirche

Arno Weber engagierte sich als kunst- und geschichtsinteressierter Bürger sehr bald für seine neue Heimat. Er wurde Mitglied der KUNST. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Neuordnung der Sammlung und der Gebäuderuinen anstand, war Weber mit großer Energie beteiligt, wie KUNST-Vorsitzender Anton Kappelhoff in seinem Nachruf auf Arno Weber im Emder Jahrbuch 1952 mitteilt.

Doch auch privat setzte sich Arno Weber für die Künstler ein, denn damals wie heute brauchen sie interessierte Käufer, um von ihrer Kunst leben zu können. Arno Weber als Zeitgenosse kannte sie alle persönlich und wird die Bilder bei ihnen selbst oder aus ihrer Sammlung ausgesucht haben. Die Kunstwerke, von der nun sieben Arbeiten an 1820dieKUNST übergeben wurden, repräsentieren ein Stück Emder Künstlergeschichte und ergänzen den vorhandenen Museumsbestand um neue Ansichten, betont Annette Kanzenbach.

Intimes Interieur mit junger Frau und Wiege

Eine Ansicht von Greetsiel und eine Bauernstube mit einer Frau am Kamin sind Gemälde von Georg Warring, mit dem die Familie Weber befreundet war. „Solche schlichten Innenräume waren damals ein überregional beliebtes Thema, zu dem Georg Warring sicherlich von seinem Kunstmentor Julius Schrag inspiriert wurde“, vermutet Annette Kanzenbach.

Befreundet waren Warring und Schrag und vermutlich auch Arno Weber mit dem Emder Maler und Zeichenlehrer Jaques Roskamp, ebenfalls Mitglied der KUNST. Kanzenbach: „Von Roskamp ist eine atmosphärisch dichte Ansicht eines Gulfhofes aus dem Emder Umland dabei.“

Ansicht von Greetsiel

Eine Ansicht der Pewsumer Kirche von Julian Klein von Diepold könne man zu den besonders gelungenen Kompositionen des Malers zählen, der sich in den 1920er Jahren als freischaffender Künstler niedergelassen hatte, schreibt die Kunsthistorikerin. „Mit großer malerischer Freiheit schilderte er einen herbstlichen Gemüsegarten vor der sich im Hintergrund erhebenden unverwechselbaren Architektur.“

Von Ernst Petrich, der Emden und Ostfriesland in vielen stimmungsvollen Radierungen festhielt, sind zwei gut erhaltene Landschaftsbilder dabei.

Mit der Übergabe der Sammlung an Gregor Strelow, den 1. Vorsitzenden der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden, sind die sieben Künstlerarbeiten in ihre Entstehungsregion zurückgekehrt, sagt Kanzenbach. „Es sind eindrucksvolle Kunstwerke und dazu authentische Zeugnisse regionaler Kultur- und Landschaftsgeschichte.“ Im Ostfriesischen Landesmuseum Emden, dessen Träger die Gesellschaft neben der Stadt Emden ist, werden die Arbeiten im Zuge des regelmäßigen Szenenwechsels in der Neuen Galerie vermutlich erstmals 2026 zu sehen sein.