Als zwei Bürger die Stadt Aurich retteten

Aurich. Zum 80. Jahrestag der kampflosen Übergabe Aurichs an die Kanadier im Mai 1945 wird eine besondere Veranstaltung geplant. Das haben die Veranstalter im Rahmen einer Pressekonferenz in den Räumen der Ostfriesischen Landschaft mitgeteilt. Es soll eine mehrstündige Radtour unternommen werden, die einer Wegstrecke folgt, auf der zwei Auricher Bürger den Versuch unternahmen, sich zum Hauptquartier des kanadischen Brigadegeneral James A. Roberts in Ulbargen durchzuschlagen und einen bevorstehenden Angriff auf Aurich zu verhindern.

Stellten vielfältige Aktionen in Ostfriesland zum 80. Jubiläums des Kriegsendes vor: Kerstin Buss (Verein Fehnmuseum Eiland), Reiner Alberts (Autor), Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger, Antje Pollmann (Stadtführervereinigung Aurich), Dr. Christopher Galler (Leiter Historisches Museum Aurich), Katrin Rodrian (Stadtführervereinigung Aurich), Dr. Heiko Suhr (Leiter der Landschaftsbibliothek), Almuth Peters (Enkelin von Friedrich van Senden), Dr. Michael Hermann (Leiter des Landesarchivs Abteilung Aurich) und Dr. Nina Hennig (Leiterin der Museumsfachstelle / Volkskunde bei der Ostfriesischen Landschaft). Bild: Sebastian Schatz, OL

Gymnasiallehrer Friedrich van Senden hat den ganzen Tag überlegt, ob er den Schritt wagen und das Hauptquartier der Kanadier aufsuchen soll. Immer wieder lässt sich der Pädagoge durch den Kopf gehen, was passieren wird, wenn sich niemand verantwortlich fühlt. Die Kanadier würden die Stadt angreifen. Es würde Zerstörungen und – vor allem – Opfer geben. Am Abend steht sein Entschluss fest. Er wird versuchen, mit den Kanadiern in Verhandlung zu treten – und das geht nur, wenn er direkt mit dem General spricht.

Die Kanadier zu finden, sei damals nicht das Problem gewesen, erklärt 80 Jahre nach den Ereignissen die Enkelin von Friedrich van Senden, Almuth Peters. Es war allgemein bekannt, wo sich deren Hauptquartier befand.

Mit seinem Nachbarn Heinrich Alberts macht sich van Senden also auf den Weg, zunächt mit dem Rad, später zu Fuß erreichen die beiden von Aurich aus über Westgroßefehn den Standort der Kanadier in Ulbargen. Tatsächlich gelingt es, das Anliegen vorzutragen. Aber der General will mit einem Militär sprechen und stellt zudem ein zeitliches Ultimatum. Die Auricher schaffen es, pünktlich mit beauftragten Personen zur Stelle zu sein, und es kommt zum Gespräch zwischen der Auricher Abordnung – Bürgermeister Rassau, Oberstleutnant Harms und Friedrich Senden als Dolmetscher – auf der einen und den Generälen Keefler und Roberts auf der anderen Seite. Dieses Gespräch führte zu Verhandlungen mit dem Auricher Standortkommandanten Eberhard Jaehnke. Dies wiederum erwirkte eine Waffenruhe.

Organisiert werden die Veranstaltungen im Mai von Antje Pollmann und Katrin Rodrian von der Stadtführervereinigung Aurich, dem Historischen Museum, dem Fehnmuseum Eiland sowie Almuth Peters und Reiner Alberts, Sohn von Heinrich Alberts. Der hat auch eine Dokumentation über die Ereignisse geschrieben: „Kriegsende in Ostfriesland – wie Aurich vor der Zerstörung gerettet wurde“, die ebenfalls eine Rolle im geplanten Programm spielen wird.

► Die Termine für die fünfstündigen Fahrradtouren sind: 3. (bereits ausgebucht) / 9. / 12. und 16. Mai, jeweils ab 13.30 Uhr, Treffpunkt: Historisches Museum, Burgstraße 25 in Aurich. Die Gesamtstrecke beträgt rund 40 Kilometer. Regelmäßige Pausen sind eingeplant. Anmeldung: Historisches Museum Aurich, Tel. 0 49 41 / 12 36 00

Weitere Veranstaltungen:
– am 4. Mai wird die Gemeinde Hesel um 15 Uhr einen Gedenkstein und eine Erinnerungstafel an das serbische Kriegsgefangenenlager in Hesel eröffnen. Treffpunkt: Am Schwimmbad

– am 8. Mai organisiert die Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft um 18.30 Uhr einen Vortrag im Landschaftsforum, in dem Reiner Alberts über das Ende des II. Weltkriegs in Ostfriesland spricht. Eintritt: frei

– 11. Mai – Stadtrundgang mit dem Leiter des Historischen Museums, Dr. Christopher Galler, auf den Spuren der Ereignisse kurz vor dem Kriegsende in Aurich. Treffpunkt: Historisches Museum. Nähere Angaben folgen noch

– 20. Mai, 19 Uhr, Emden, Rathaus am Delft. Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Rolf Uphoff, spricht über das Kriegsende in Emden

– 23. Mai, 10 bis 16 Uhr, Tagung „Keine Stunde Null – Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Ostfriesland“, organisiert von der Ostfriesischen Landschaft und dem Niedersächsischen Landesarchiv – Abteilung Aurich