Schallendes Gelächter, donnernder Applaus
Emden. „Das war ein wirklich schöner Abend“, sagt eine Besucherin der musikalischen Lesung „Die Witwe“ und schmunzelt noch im Nachhinein vor sich hin. Die Veranstaltung selber, die in der Altreformierten Kirche in der Osterstraße stattfand, endete mit schallendem Gelächter und donnerndem Applaus für ein neunköpfiges Ensemble, das eine spezielle Art humoristischer Unterhaltung geschaffen hat.

Ingredienzien: ein kluger Text von grotesk-derbem Charakter und Musik zwischen Rock, Pop und Traditional. Dazu erstklassige Musiker und drei Sängerinnen von Format. Wenn das alles gemeinsam agiert, nennt man es „Ensemble Wortklang“. Und das schuf in der gerade renovierten Kirche eine höchst sympathische Atmosphäre des Willkommenseins.

Die vorgetragene Geschichte hat sich Stefan Stürenburg ausgedacht. Margot wird plötzlich Witwe. Ihr Mann erleidet einen Herzinfarkt und landet kopfüber im Misthaufen – so beginnt eine Geschichte, die sich dann darum rankt, dass vier Männer sich mit der resoluten Frau neu verheiraten wollen. Dabei zeichnet Stürenburg Typen, die auf den ersten Blick nicht gerade sympathisch daherkommen, und die auf den zweiten Blick noch merkwürdiger wirken.


Da ist der vereinsamte, handwerklich hochbegabte, aber alte Schuster Wim, der gelernte Fischer Hermann, der Schweine liebt. Dritter im Bunde ist der Prokurist Ludwig, ein Muttersöhnchen. Und der vierte ist der Gelegenheitsarbeiter Gerjet, als dessen Merkzeichen seine an einen Rüden erinnernde Zwangshandlung benannt wird, dass er an jede Ecke pinkelt. Margot selber hat ein Auge auf den Bürgermeister des Ortes geworfen, der aber von ihr nichts wissen will. Die verfahren wirkende Situation, in die sich Stürenburg selbstbewusst hineingeschrieben hat, erfährt eine ganz unvermutete Wendung …


Passend dazu intonierte die Sängerinnen-Gruppe den „Carpenter“-Song „Sweet, sweet smile“ . Aber auch „Flying in the Air“oder „This could be the last time“ machte besten Eindruck. Und dann erwies sich Amke Postma als „Rockröhre“ – mit „Everywhere“ von Fleetwood Mac. Aber auch instrumental sorgte das Ensemble für attraktive Klänge – zum Beispiel mit dem Titelsong von „Miss Marple“.

Die Zusammenstellung der Musik für ein heiteres Stück sei deutlich aufwändiger als für ein ernstes, versichert Elke Postma – und die muss es wissen. Schließlich ist „Die Witwe“ das vierte Stück, das „Wortklang“ vorstellt – immer in Jennelt und Emden. Fazit: Es war ein wirklich schöner Abend. Und damit hatte die Besucherin – siehe oben – doch vollkommen recht.