Große Vielfalt auf kleiner Orgel

Rysum. Das dritte Konzert des Krummhörner Orgelfrühlings fand in Rysum statt, wo die 583 Jahre alte Orgel zum Betätigungsfeld der rumänischen Organistin Alina Rotaru wurde. Sie wählte ein Programm aus, das deutlich jünger war als das Instrument und bewegte sich dabei vorwiegend im 16. Jahrhundert. Neben Kompositionen von Jan Pieterszoon Sweelinck waren das vor allem Stücke unbekannter Meister, die in Sammelbänden überkommen sind.

Am Spieltisch der Rysumer Orgel: Alina Rotaru. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Und obwohl die einmanualige Rysumer Orgel nur über sieben Register verfügt, entwickelte Rotaru aus den beschränkten Möglichkeiten eine große Klangvielfalt, die aber auch Grenzen aufzeigte. Denn der Reiz der Rysumer Orgel liegt darin, dass ihre mitteltönige Stimmung nicht bei jeder Komposition „gefällig“ wirkt. Gleichwohl macht sie etwas her – sie hat Charakter und Kraft. Und eben das gefiel dem Publikum sehr. Es gab jedenfalls außerordentlich herzlichen Applaus.

Noch voller besetzt als das Langschiff war der Bereich der Rysumer Kirche, der den direkten Blick auf die Orgel gewährt

Alina Rotaru hatte bereits im letzten Jahr im Rahmen des Orgelfrühlings gespielt. Da gestaltete sie das Auftaktkonzert in Uttum und erregte mit Musik der polnisch-litauischen Adelsrepublik viel Aufsehen. Jetzt also in der Hauptsache Sweelinck, wobei sie auch die „Fantasia chromatica“ spielte, was auf der kleinen Rysumer Orgel, die auch kein Pedal aufweist, eine mutige Entscheidung war. Denn eigentlich ist die Fantasie für Cembalo geschrieben, weil der Tonumfang, über den Sweelincks Orgel verfügte, nicht ausgereicht haben soll, um das Stück darauf zu spielen. Dass die dreiteilige Komposition sich nicht nur auf der Rysumer Orgel spielen lässt, sondern dass das dann auch noch klingt, bewies die Organistin am Donnerstag.

Alina Rotaru erhielt beim Registrieren ihres Programms Hilfe von ihrem Kollegen Leonard Schick, der als Organist in Loga tätig ist und selber am 14. Mai um 19 Uhr ein Konzert in Rysum gibt