Zwischen Variationen und Improvisationen

Dunum. Die Gezeitenkonzerte haben am Sonnabend (17. Mai) in der Kirche zu Dunum gastiert. Auf dem Programm stand ein Konzert-Marathon der besonderen Art, bei dem sich alles um das Klavier dreht. „Auch bei dieser Ausgabe zeigte sich, dass die Juwelen des Repertoires sowie die stilistische Vielfalt schier unerschöpflich sind“, meint der organisatorische Leiter des Festivals, Raoul-Philip Schmidt, im Anschluss.

Zu Gast waren Hanni Liang, Nuron Mukumi und Artem Yasynskyy. Alle drei Musiker sind erfolgreiche junge Pianisten, die das Studium bereits abgeschlossen, etliche internationale Preise gewonnen sowie mit CD Aufnahmen und einer weltweiten Konzerttätigkeit auf sich aufmerksam gemacht haben.

Hatten auch zu sechs Händen viel Spaß: Hanni Liang, Nuron Mukumi und Artem Yasynskyy. Bilder: Karlheinz Krämer

Hanni Liang war bereits mehrfach bei den Gezeitenkonzerten zu erleben, für Nuron Mukumi und Artem Yasynskyy war es das Debüt in Ostfriesland. Die Wahl des Repertoires hatte der künstlerische Leiter der Gezeiten, Matthias Kirschnereit, den dreien frei gelassen: Jeder sollte sich nach eigenem Gusto und derzeitigem Repertoire-Schwerpunkt präsentieren. Schmidt: „Dabei sind absolut unterschiedliche, gleichwohl sehr charakteristische Programme entstanden, die ein wunderbares Kaleidoskop der Klaviermusik zeigten.“

Nuron Mukumi zeigte seine pianistische Klasse mit einem spanisch gefärbten Programm und präsentierte die „Evocación“ von Isaac Albéniz, Sergei Rachmaninoffs Variationen über ein Thema von Corelli op. 42 und die charaktervolle „Rhapsodie espagnole“ von Franz Liszt.

Hatte am Abend zuvor selber das Eröffnungskonzert der Gezeitenkonzerte gespielt und begrüßte nun seine Kollegen: Matthias Kirschnereit mit Hanni Liang, Artem Yasynskyy und Nuron Mukumi

Ganz anders gestaltete Hanni Liang ihren Part: Sie hatte im Vorfeld des Konzerts die Konzertbesucher gebeten, Träume und Wünsche auf Zetteln zu notieren. Diese verwendete sie dann als Inspirationsquelle zu einer faszinierenden vierzigminütigen Improvisation, für die sie die „Rêverie“ von Claude Debussy als Ausgangsmaterial nutzte.

Immer stimmungsvoll: die schöne Kirche in Dunum

Auch Artem Yasynskyy zeigte sich als herausragender Improvisator: Nachdem er seinen Part mit einer meisterlichen Interpretation von Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 5 begann, bat er das Publikum um fünf Töne. Diese nutzte er als Thema für eine virtuose Improvisation zwischen Klassik und Jazz. Anschließend begeisterte er mit einer eigenen Bearbeitung der Études No. 2 und 5 von Chopin und den Variationen b-Moll op. 3 von Karol Szymanowski.

Als gemeinsame Zugabe zu sechs Händen erklangen zwei Werke von Rachmaninoff, bei denen die sicht- und hörbare Freude der drei Pianisten sich auf das Publikum übertrug, dass sich mit stehenden Ovationen für dieses Feuerwerk der Klavierkunst bedankte.