Klangwelt von herber Schönheit

Emden. Norwegische Musik stand auf dem Programm des vierten Gezeitenkonzertes, das in der Neuen Kirche in Emden stattfand. Zu Gast war das Røta-Trio mit Ragnhild Hemsing, Benedict Kloeckner und Mario Häring. Mit Fiedel, Violine, Cello und Klavier bearbeiteten sie das große Feld der Kompositionen von Edvard Grieg und von Johan Halvorsen – eingeleitet durch ein Traditional, einen Brautmarsch.

Gezeitenkonzert in der Neuen Kirche. Rund 250 Besucher kamen, um das Klavier-Trio zu hören. Bilder: Karlheinz Krämer

Wie schon im letzten Jahr, als Ragnhild Hemsing das Auftaktkonzert der Gezeiten spielte, erwies sich die Hardangerfiedel als klanglich faszinierendes Instrument, das neben den vier Spielsaiten über weitere Resonanzsaiten verfügt, was eine manchmal eigenwillige Klangwelt eröffnet. Ragnhild Hemsing nutzt sie etwa auch, um eine Passacaglia von Halvorsen zu spielen, die dieser nach einer Passacaille aus einer Händel-Suite bearbeitet hatte. Da wurde übrigens schon das Stimmen der Fiedel zum Erlebnis.

Ragnhild Hemsing und Mario Häring

Neben stark lyrischen Momenten, die beim „Bauernmarsch“ von Grieg auch mal deftig ausfielen, boten sich in den Sonaten geradezu dramatische Szenen, die von dem charismatischen Benedict Kloeckner und seinem historischen Cello ausgingen. Er löste sich völlig von den Notenblättern und schien in einer eigenen Welt gefangen, in der nur noch Töne und Klang existierten. Der latente Blickkontakt zu den Musikerkollegen schien in diesen Momenten deutlich wichtiger als alles andere.

Ausdrucksstark war auch das Spiel von Mario Häring, Der Pianist begleitete beide Grieg-Sonaten – einmal mit der Violinistin, einmal mit dem Cellisten. In beiden Fällen spendete das Publikum schon nach dem jeweils ersten Satz heftigen Applaus, ungewohnt, aber durchaus berechtigt, denn die kraftsprühende Musik wurde ebenso energiegeladen gespielt. Es war eine Ursprünglichkeit in den Kompositionen und ihrer Vermittlung, die sich ganz unmittelbar übertrug.


Als Trio waren die Musiker nur einmal zu hören – beim Abschlussstück, einem Andante con moto in c-Moll, ebenfalls von Grieg. Schlichter als die beiden Sonaten, stellt der Komponist aber auch hier das Cello ebenso prominent wie elegant in den Vordergrund.

Die mit sympathischer Entschlossenheit auftretende Violinistin übernahm am Abend auch die Moderation und erläuterte dabei die Fiedel, die sie mit ebensolcher Bravour beherrscht wie ihre Violine. Somit war es ein Konzert, das die Virtuosität der Instrumentalisten ebenso in den Fokus stellte wie die von einer gewissen Herbheit bestimmte, schöne Musik des Programms.