Preisträger erzeugten eindrucksvolle Wirkung

Völlen. Im fünften Konzert der „Gezeiten“ war das Javus Quartett in der ausverkauften Peter- und Paul-Kirche Völlen zu Gast. Das Streichquartett kam aus dem österreichischen Salzburg nach Ostfriesland, und zwar durch den Walbusch-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland, mit dem die jungen Musiker ausgezeichnet wurden.

Das Javus Quartett spielte in der Besetzung: Marie-Therese Schwöllinger (Violine), Alexandra Moser (Violine), Marvin Stark (Viola) und Oscar Hagen (Violoncello). Bild: Karlheinz Krämer

In Völlen präsentierten sie drei Werke aus drei Jahrhunderten. Das Konzert begann mit Joseph Haydns Quartett in B-Dur, op. 76/4, auch bekannt unter dem Titel „Sonnenaufgang“. „Ein echter Haydn war das, voller lebendiger Melodik, die das Publikum auf eine musikalische Reise entführte“, verzeichnet Raoul-Philipp Schmidt, organisatorischer Leiter des Festivals.

Nach diesen vertrauten, klassischen Klängen wurde mit dem in den 1930er Jahren entstandenen Streichquartett von Ulvi Cemal Erkin ein starker Kontrast gesetzt. Erkin, ein hierzulande wenig bekannter türkischer Komponist des 20. Jahrhunderts, der in Paris bei Nadia Boulanger studierte, gehörte zur Gruppe der sogenannten „Türkischen Fünf“, den ersten professionell ausgebildeten klassischen Komponisten der Türkei. Diese Komponisten wurden in der jungen Republik stark gefördert und etablierten eine klassische türkische Nationalmusik, die sich durch die Verbindung von türkischer Folklore mit klassischen westlichen Elementen auszeichnet und in Völlen begeisterte, wie Schmidt versichert.

Den Abschluss des Abends bildete das ergreifende f-Moll Quartett op. 80 von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Dieses tiefgründige und emotional ungemein wuchtige Werk schlägt einen im Werk Mendelssohn Bartholdys vielleicht eher ungewöhnlichen, ziemlich düsteren Ton an, denn der Komponist verarbeitet darin seine tiefe Trauer um seine unerwartet verstorbene Schwester Fanny Hensel.“ In der ebenso präzisen wie einfühlsamen Interpretation des herausragenden jungen Javus Quartetts habe das Werk eine eindrucksvolle Wirkung entfaltet, die das Publikum in Völlen mit minutenlangen stehenden Ovationen würdigte.

Die vier österreichischen Gipfelstürmer wählten eine berührende Zugabe: Eine Quartett-Fassung von Fanny Hensels Goethe-Vertonung „Über allen Gipfeln ist Ruh'“.