Der Himmel – poetisch, politisch, zeichenhaft

Emden. Die Kunsthalle Emden widmet dem vielschichtigen Thema „Wolken“ eine umfangreiche Ausstellung, die vom 24. Mai bis zum 2. November läuft. Titel: „Dem Himmel so nah – Wolken in der Kunst“. Gezeigt werden Werke aus verschiedenen Epochen und Gattungen, von der klassischen Landschaft bis zur zeitgenössischen Installation. „Der Himmel lässt sich so in seiner poetischen wie politischen Dimension neu entdecken – aber auch als Spiegel des Inneren und als Zeichen unserer Zeit verstehen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kunsthalle.

Gabriele Münter, Rote Wolke mit Haus, 1910, Öl auf Karton, Privatsammlung Süddeutschland, (c) VG Bild-Kunst, Bonn, 2025, Courtesy Galerie Utermann

Wolken würden durch ihre Flüchtigkeit und ihre fragile Anmut faszinieren. „Mal leicht und schwebend, mal schwer und bedrohlich spiegeln sie unsere Stimmungen“, heißt es in der Mitteilung über die Ausstellung, die von Kristin Schrader kuratiert wurde. Seit Jahrhunderten inspirieren Wolken die Kunst. Sie stünden für Göttliches, erhabene Naturschönheit und Atmosphäre, für Vergänglichkeit und Sehnsucht – und heute auch für Klimawandel, Umweltzerstörung und Krieg.

Ausgehend von den Sammlungsbeständen der Kunsthalle Emden und der Städtische Galerie Bietigheim- Bissingen präsentiert die Ausstellung ein zentrales Motiv der Kunstgeschichte, das insbesondere seit dem 19. Jahrhundert das Interesse zahlreicher Künstlerinnen und Künstler weckt. Von Beginn an ist die Auseinandersetzung mit Wolkenbildern und Himmelsansichten äußerst vielfältig: Sie reichen von der reinen Naturanschauung über allegorische und metaphorische Konzepte bis hin zu ästhetischen Experimenten.

Emil Nolde, Dampfer auf dem Meer, 1938/45, Aquarell auf Japanpapier, Kunsthalle Emden (c) Nolde Stiftung Seebüll

Für Positionen wie die von Emil Nolde (1867 bis 1956) oder René Magritte (1898 bis 1967) würden die Himmelsdramatik und die Bildvokabel der Wolke sogar als Synonym für das jeweilige künstlerische Schaffen fungieren. Durch die Zeiten hindurch schlage sich aber auch ein naturwissenschaftliches Interesse an Himmelsphänomenen in der bildenden Kunst nieder. In der Gegenwart richte sich dieses Interesse zunehmend auf die Bedrohung durch die globale Erderwärmung und die daraus resultierende Handlungsnotwendigkeit.

Ugo Rondinone, humanskytwo, 2022, Polyurethan, (c) Udo Rondinone Courtesy of Galerie Eva Presenhuber Zurich/VIenna

Die Ausstellung, die heute, am 24. Mai, um 18 Uhr im Atrium der Kunsthalle eröffnet wird, präsentiert gut einhundert Werke aus mehr als 150 Jahren von über 30 internationalen Künstlerinnen und Künstlern: von Heiner Altmeppen bis Felix Vallotton.

► Parallel zur Wolken-Darstellung zeigt die Kunsthalle bis zum 14. November eine Auswahl von Highlights der Klassischen Moderne aus eigenem Bestand unter dem Titel „Freiheit der Farbe – Brücke und Blauer Reiter“ eine farbgewaltige Reise durch den deutschen Expressionismus mit leuchtenden Gemälden, expressiven Aquarellen, kraftvoller Druckgrafik und eindrucksvollen Zeichnungen.

Die Farbe sei für die Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Der Blaue Reiter“ zum „Ausdruck innerer Zustände und zum Akt der Befreiung von akademischen Normen und gesellschaftlichen Zwängen“, betont Kurator Adrian Mauser, wissenschaftlicher Volontär an der Kunsthalle.

Die Kunstschaffenden hätten nach neuen Ausdrucksformen jenseits der naturalistischen Akademiemalerei gesucht und Inspiration in den internationalen Avantgarden, außereuropäischer Kunst und volkstümlichen Traditionen gefunden.