Hochkarätiger Kammermusikabend

Jherings-Boekzetelerfehn. Die junge Cellistin Anastasia Kobekina war 2016 erstmals bei den Gezeitenkonzerten vertreten. Damals galt sie ein Gipfelstürmer. Jetzt ist sie international in der Klassik-Szene bekannt – und wieder bei den Gezeitenkonzerten dabei: Kobekina gastierte mit ihrer Kollegin Beatrice Berrut (Klavier) in der Kirche zu Jherings-Boekzetelerfehn.

Stimmungsvolles Dunkel: die Kirche von Jheringsfehn-Boekzetelerfehn. Bilder: Karlheinz Krämer

Kobekina erhielt im letzten Jahr den Bernstein-Award beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Der WDR drehte mit ihr eine vierteilige Doku-Serie, und sie ist in diesem Jahr Porträtkünstlerin bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Die erfolgreiche Schweizer Pianistin Beatrice Berrut ist Dirigentin und Komponistin. Gemeinsam präsentierten die Musikerinnen einen hochkarätigen Kammermusikabend. In der ersten Hälfte beeindruckten Kobekina und Berrut mit Clara Schumanns Drei Romanzen op. 22 und Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 F-Dur op. 99 von Johannes Brahms.

Kammermusik zu zweit: Anastasia Kobekina und Beatrice Berrut

Die zweite Konzerthälfte eröffneten sie Komposition von Beatrice Berrut: „An den Engel“ nach einem Gedicht von Rilke, das Berrut vor dem Stück selbst vorlas. Berruts Werke wurzeln in der europäischen Tradition – mit besonderem Einfluss der für ihre diabolische Virtuosität bekannten Klangsprachen von Ravel und Skrjabin – und vermischen sich mit ätherischen Einflüssen des amerikanischen Minimalismus und der heroischen Rhetorik der Filmmusik. „So wusste auch ihre Komposition das Publikum in Jherings-Boekzetelerfehn zu verzücken“, sagte der organisatorische Leiter der Gezeiten, Raoul-Philip Schmidt.


Den krönenden Abschluss des Abends hätte dann die Violinsonate A-Dur von César Franck gebildet, die in der Bearbeitung für Violoncello und Klavier von Jules Delsart eine „faszinierende neue Klanggestalt annahm und in der ebenso virtuosen wie berührenden Interpretation des glänzend eingespielten Duos zu beeindrucken wusste“, so Schmidt. „Das begeisterte Publikum feierte das sympathische Duo mit stehenden Ovationen und bekam als Zugabe noch ein Fantasiestück von Robert Schumann.“

Ziemlich nass: das Publikum in der Konzertpause