Intensive Atmosphäre beim Doppelkonzert

Leer. Das erste Konzert war binnen einer Stunde ausverkauft. Und so traten Violinist Daniel Hope, mittlerweile Stammgast bei den Gezeitenkonzerten, und Marie Sophie Hauzel, zum dritten Mal dabei, zu einem Vorkonzert an. Zwei Konzerte nacheinander. Zweimal volles Haus in der Großen Kirche zu Leer. Insgesamt rund 1100 Besucher. Überbordende Stimmung. Kein Wunder, angesichts eines Programms voller Höhepunkte und dreier Schmeichler als Zugabe.

Überblick: die Große reformierte Kirche zu Leer war „Austragungsort“ des Konzertes. Bilder: Karlheinz Krämer

Die beiden Instrumentalisten erzeugten von Anfang an eine dichte intensive Stimmung, der nicht anzumerken war, dass Hope und Hauzel zum zweiten Mal auf dem Podium standen. Alles wirkte frisch, energiegeladen und perfekt. Dieses überaus positive Bild wurde auch nicht durch eine Unterbrechung getrübt, die aufgrund eines medizinischen Notfalls entstand. Die Sanitäter hatten das Problem schnell im Griff, und das Konzert konnte weitergehen.


Im Zentrum standen zwei große Sonaten von Edward Elgar und Edvard Grieg. In Elgars Opus 82 paaren sich Wucht und Stärke mit Wehmut und Anmut und öffnen in den letzten Tönen einen hoffnungsvollen Ton, der so ganz zum Motto des diesjährigen Festivals paßte. Die beiden Musiker zeigten sich wunderbar aufeinander eingespielt und präsentierten sich – trotz der sicherlich anstrengenden Dopplung des Konzertes – unbeeindruckt.


Ganz am Schluss stand das, was Daniel Hope ein „Grande Finale“ nannte – Griegs meisterhafte Sonate von 1886, in der von Beginn an mit höchst kraftvollem Einsatz gespielt und das wunderbare Stück Musik glanzvoll präsentiert wurde. Und natürlich wusste Hope, der das Konzert auch moderierte, eine heitere Anekdote einzuflechten. Fritz Kreisler und Sergeji Rachmaninow konzertieren gemeinsam mit der Grieg-Sonate in London. Rachmaninow plant, sie auswendig aufzuführen. Doch mitten im Stück hat der Pianist einen Blackout und flüstert Kreisler eilig zu: „Wo sind wir?“ Der antwortet kühl: „In der Carnegie Hall.“

Bis auf wenige Plätze ausverkauft: Das Nachmittagskonzert, bei dem der organisatorische Leiter des Festivals, Raoul-Philip Schmidt, die Begrüßung übernahm

Die drei Zugaben führten in die leichtere Muse des 19. Jahrhunderts. Zum Vergnügen des Publikums erklangen: Joseph Joachims Transkription von Mendelssohns Lied „Auf den Flügeln des Gesangs“, Fritz Kreislers „Liebesleid“ und Edward Elgars „Salut d’amour“.

Am Beginn hatten Brahms‘ Scherzo aus der F.A.E.-Sonate gestanden – mit Schwung und doch auch viel Gefühl für die sensiblen Momente. Clara Schumanns „Andante molto“ aus „Drei Romanzen für Violine und Klavier“ von Clara Schumann gehört zu einem Opus, das sie dem großen Geiger Joseph Joachim (1831 bis 1907) gewidmet hat. Die Schumanns und auch Brahms waren mit Joachim befreundet. Und so beinhaltete das Konzert auch eine Würdigung des vermutlich größten Geigers seiner Zeit.

Pause im Garten. Der „Tammenshof“ sorgte für das passende Catering

Zur Begrüßung der Gäste wählte Hope, mittlerweile ein Ostfriesland-Freund, eine Anrede, die auch Landschaftspräsident Rico Mecklenburg häufiger nutzt – ein kräftiges „Moin“ schuf Nähe. Doch Hope ist den Besuchern seiner Konzerte ohnehin nahe – als wertgeschätzter Star-Musiker ohne Allüren.