KIO-Projekt offiziell gestartet
Aurich. Mehr als 100 Gäste haben an der Auftaktveranstaltung des Projekts „KIO – KulTour-Innovationen für Ostfriesland“ teilgenommen. Mit dem bis Ende 2027 laufenden Projekt fördern die Ostfriesische Landschaft und die Ostfriesland Tourismus GmbH (OTG) nachhaltige Kultur- und Tourismusangebote in der Region. Das teilt die Pressestelle der Ostfriesischen Landschaft mit.
Landschaftspräsident Rico Mecklenburg betonte, dass es Jahre gedauert habe, den Projektantrag durchzubekommen. Nun sei der Grundstein für ein zukunftsweisendes Projekt gelegt. Auch Dr. Welf-Gerrit Otto, Leiter der Regionalen Kulturagentur, zeigte sich überzeugt: „Ostfriesland bietet mit seiner einzigartigen Geschichte und kulturellen Vielfalt eine ideale Ausgangslage, um sich als grüne Kulturregion und smarte Reisedestination zu etablieren.“

In ihrem Impulsvortrag unterstricht Daniela Koß von der Stiftung Niedersachsen, dass die angegangene Reise hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz Durchhaltevermögen erfordere und sicherlich nicht immer nur Spaß mache. Da könne die Kultur Akzeptanz schaffen und zum Handeln motivieren. „Es besteht kein Wissensdefizit, sondern ein Handlungsdefizit“, war ihre Kernaussage im Hinblick auf den menschengemachten Klimawandel.
„Es geht um den Erhalt unserer Lebensart“, ist sich KIO-Projektleiter Cai-Olaf Wilgeroth sicher. Die im Projekt entwickelten Maßnahmen sollen nicht nur Ostfriesland voranbringen, sondern auch über die Region hinaus Strahlkraft entfalten. „Aber wir machen es auf Ostfriesisch“, erklärte er. Was hier gut funktioniere, solle in einen Leitfaden gegossen werden. Zudem seien ab Herbst Schulungsformate geplant, um Kulturtätige bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu unterstützen.
Alina Tammäus, Projektleiterin bei der OTG, präsentierte ergänzend kreative Ideen, um kulturtouristische Inhalte zeitgemäß und attraktiv zu vermitteln: Geplant sind unter anderem eine Podcast-Reihe, kurze Ostfriesland-Videos, Retro-Computerspiele sowie ein interaktives Störtebeker-Detektivspiel.

Walter Ruß vom Ostfriesischen Kunstkreis moderierte am Nachmittag eine Podiumsrunde und betonte ebenfalls, dass enormer Aufwand auf die Kulturszenen zukäme: „Wir müssen alle ins Machen kommen.“
Daraufhin schilderte Anke Kuczinski vom Museum Leben am Meer in Esens, dass man im Museum mit kleinen und gut umsetzbaren Schritten angefangen habe – etwa mit der Umstellung auf nachhaltige Reinigungsmittel und Recyclingpapier. Heute sei Nachhaltigkeit eine zentrale Handlungsmaxime, die kontinuierlich weiterentwickelt werde. Der Wandel habe sich im Alltag Schritt für Schritt, aber mit spürbarer Wirkung verankert.
Wittmunds Landrat Holger Heymann sagte, dass die Region von Traditionen lebe und Kultur die Region zusammenhalte. Zugleich bedauerte er, dass die Kulturförderung für Gemeinden und Kreise lediglich eine freiwillige Leistung sei. Sie müsse aber eine Pflichtaufgabe werden, damit nicht bei jeder Sparrunde zuerst bei der Kultur der Rotstift angesetzt werde.
Ilka Erdwiens von der Kunsthalle Emden erläuterte die Bedeutung von Nachhaltigkeit in ihrem Haus. Schließlich gehörten neben den Aufwendungen für Personal die Energiekosten zu den höchsten Ausgaben der Kunsthalle. Aber auch an anderen Stellen achte man mittlerweile auf Nachhaltigkeit. So würde bei Ausstellungen darauf geachtet, möglichst viele Objekte aus einer Hand zu organisieren, um die Anzahl an Transporten zu verringern und Ressourcen zu schonen.
Eike Schmidt vom Theater Lazarett Aurich zeigte sich überzeugt, dass Kultur ein Schlüssel zur Überwindung der Spaltung der Gesellschaft ist. Es gehe darum, Gemeinsamkeit zu schaffen und Netzwerke aufzubauen. So könnten alle Kulturtätigen von gewonnenen Erkenntnissen profitieren.
Ein gelungenes Beispiel stellte Andreas Damke mit dem Projekt FährPadHof im 200-Seelen-Dorf Mitling-Mark vor. Schritt für Schritt werde dort eine nachhaltige Hof-Dorf-Verantwortungsgemeinschaft aufgebaut. Dabei sei das Geheimnis des Erfolgs, dass die Menschen vor Ort profitieren und die Bemühungen sinnlich erfahrbar sowie unmittelbar lebenspraktisch relevant seien.
Abschließend spielte Eike Schmidt eine Szene aus dem Theaterstück „Fluten“. Er erzählte davon, wie das Meer und das Land aufeinandergetroffen seien und sich arrangiert hätten, um am Ende das Wattenmeer und die Küste zu erschaffen.
Damit den Worten Taten folgen, findet die erste „KIO-Werkstatt“ am 24. Juni von 10 bis 12 Uhr in der Peldemühle Wittmund statt. Eingeladen sind alle Kulturtätigen aus Ostfriesland, um sich zu vernetzen und erste Umsetzungsschritte zu planen.
► Anmeldungen nimmt die Ostfriesische Landschaft unter kio@ostfriesischelandschaft.de entgegen.
Über das KIO-Projekt
Mit „KIO“ gestalten die Ostfriesische Landschaft und die Ostfriesland Tourismus GmbH aktiv den Wandel in Kultur und Tourismus. Durch inhaltliche Impulse und praktische Hilfestellung begleiten sie Ostfrieslands Kultureinrichtungen und Tourismus-Organisationen auf ihrem Weg in eine digitale, klimagerechte und nachhaltige Zukunft.
Das Projekt bietet Orientierungswissen und Weiterbildungsangebote. Es unterstützt Kulturtätige und Tourismus-Organisationen bei der praktischen Entwicklung und Umsetzung klimagerechter Ansätze: durch spezielle Schulungsformate, verlässliche Leitlinien, Best-Practice-Kontakte und pragmatische Kulturförderung. Daneben fördern neue digitale Lösungen für den Kulturtourismus in Form von Gaming-Apps, Podcasts oder interaktiven Erlebnissen die fortdauernde Attraktivität und Sichtbarkeit der Kulturregion.
Für die Weiterentwicklung Ostfrieslands zur nachhaltigen Kulturregion und „smarten“ Reisedestination will das KIO-Projekt ganz bewusst Bezug auf die einzigartige Tradition und Geschichte Ostfrieslands nehmen und Ansätze besonders fördern, die einen Bogen zwischen Tradition und Innovation schlagen.
Gefördert wird das KIO-Projekt vom Land Niedersachsen, den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund sowie der Stadt Emden.