Feinsinnige Interpretationskunst

Bargebur. Die Goldberg-Variationen in der zauberhaften Kirche zu Bargebur. Es war eine konzentrierte Stimmung unter den Besuchern der Gezeitenkonzerte. Während der Veranstaltung gab es kaum einen Laut, kein Räuspern, kein Husten, nur Stille. Angemessen angesichts eines so wirkmächtigen Werkes.

Das Trio: Viviane Hagner (Violine), Karolina Errera Pavon (Viola) und Alexey Stadler (Violoncello). Bilder: Karlheinz Krämer

Die Goldberg-Variationen – arrangiert als Streich-Trio – subtil, raffiniert, erlesen. Viviane Hagner (Violine), Karolina Errera Pavon (Viola) und Alexey Stadler (Violoncello), alle Mitstreitern vom polnischen Krzyżowa-Music Festival, präsentierten sich als eingespieltes Team, das feinsinnige Interpretationskunst zeigte. Hinreißend wurde die Aria gespielt – Ausgangspunkt der folgenden 30 Variationen, in denen nicht immer alle drei Musiker spielten. Auch hier variierte Arrangeur Dmitri Sitkovetsk, selber Geigenvirtuose und Dirigent, und findet so einen reifen Zugang zu dem Werk.

Das Publikum: in der reformierten Kirche zu Bargebur

Eineinhalb Stunden später erklingt die Aria erneut, nun als Schluss-Element des Werkes. Herzergreifend spielte das Trio diese „Aria da capo“ – ganz leise, zart und gerade auf diese Weise so ausdrucksstark – verhallend, verklingend. Zugleich aber fast eine Erleichterung nach einer Zeit durchgängiger Konzentration auf ein anspruchsvoller Werk, das auch nach fast 300 Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat.

Alexey Stadler


Das Trio ließ den fortlaufenden Fluss der Musik in den kleinen, funkelnden „Veränderungen“ – wie Bach sie selber benannte – keineswegs ineinander übergehen, sondern setzte Gedankenpausen. Und dennoch kam die Wirkung der Komposition als die eines dicht gewebten, edlen Teppichs deutlich durch. Was für ein wunderbares Konzert, das Respekt vor der kompositorischen Meisterschaft eines Bach und der technischen Hochleistung der Instrumentalisten erweckt – mit dem Ergebnis eines uneingeschränkten Hörgenusses für die Besucher.

Eine Pause gab es nicht, aber das Catering des Tammenshofes ist dennoch immer ein Treffpunkt