Die Leichtigkeit des Schweren
Ditzum. Wer braucht schon ein Orchester, wenn man zwei Cellisten hat, die Fülle erzeugen? Jens Peter Maintz und Wolfgang Emanuel Schmidt hatten als „Cello Duello“ ein exquisites Programm vorbereitet, das sie mit verschmitztem Humor und noch mehr Können im Rahmen der Gezeitenkonzerte in der ausverkauften Kirche von Ditzum spielten. Die Werke können allesamt der Marke „Virtuosität trifft Können“ zugeordnet werden. Die beiden Musiker spielten auf historischen Instrumenten mit fülligem Klangvolumen. Maintz nutzt ein Cello aus Mailand von 1697, das einst dem Cellisten Adrien-Francois Servais gehört hat. Dieser Name stand auch für eine kraftvolle Caprice, die die beiden im Programm hatten. Schmidts Cello wurde 1770 gebaut und stammt ursprünglich aus Venedig.


Das Programm war auf Kunstfertigkeit und Brillanz angelegt. So gab es hohes Tempo, waghalsige Fingersätze, komplexe Wendungen, leichthändiges Spiel, Bravourstücke. Die beiden, die seit 35 Jahren als Duo auf den Podien gemeinsam musizieren, sind derart aufeinander eingespielt, dass sie sich trotz der komplizierten Notenwerke immer noch Zeit für allerlei Späßchen nehmen. Sei es, das Maintz einem scheinbaren Schlafbedürfnis auf offener Bühne nachgibt, sei es, dass die beiden in „Streit“ wegen der Ausrichtung des Notenpultes geraten.

„Cello Duello“ hatten selber arrangiert Werke dabei, aber auch originale Partituren. Dabei wurde auch munter kombiniert. So stammen etwa „Adagio und Rondo“ von Carl Maria von Weber aus zwei verschiedenen Werken. Das Ergebnis war bemerkenswert, wie übrigens das gesamte Abendprogramm – volltönendes Adagio, rasantes Rondo.

Servais‘ Caprice nach Musik aus einer Rossini-Oper war dann nicht allein ein Beleg für das musikalische Talent des belgischen Komponisten (1807 bis 1866), sondern zeigte auch die technischen Fähigkeiten der beiden Cellisten Schmidt und Maintz, die Leichtigkeit des Schweren darzustellen. Das war erstklassig!

Nach der Pause stand zunächst Jacques Offenbachs Duo E-Dur mit der prägnanten Polonaise auf dem Programm, ein Originalwerk, da auch Offenbach Cellist war. Dann entwickelte sich die Moses-Fantasie von Niccolo Paganini zum kalkulierten Highlight des Abends. Motive der Rossini-Oper „Moses in Ägypten“ waren in sehr ungewöhnlicher Weise präsentiert. Die Melodie wurde auf nur einer Cello-Saite gespielt, und sie wechselte in höchst anspruchsvoller Weise von einem Musiker zum anderen. Schwierigkeitsgrad: sehr hoch. Wirkung: erstaunlich. Effekt: Das Publikum war hingerissen – und wurde mit einer Zugabe belohnt, einem rasanten Sonatensatz.