„Freiheit“ als Jahresthema im Landesmuseum

Emden. Das Ostfriesische Landesmuseum Emden eröffnet am Freitag, 20. Juni, um 18 Uhr eine neue Ausstellung mit dem Titel „Freiheit? Mit Recht!“. Das Projekt wurde jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Das Thema steht in engen Zusammenhang mit den aktuellen politischen Entwicklungen, beleuchtet es aber aus individuellen Perspektiven, sagte Museumsdirektorin Jasmin Alley. Der Meinungsbildung wegen setzte sie auch auf einen großen Kreis von Kuratoren. Neun Mitarbeiter des Hauses waren eingebunden in die Entwicklung der Ausstellung, die sich ausdrücklich an ein jüngeres Publikum wendet. „Aber nicht ausschließlich“, meint Jasmin Alley.

Inmitten einer Spielstation der Ausstellung: Jasmin Alley, Ilse Frerichs, Hinrich Dirksen, Evelina Peuser-Broeker, Luca Liese Ritter und Rena Dumstorf. Bild: OLME

Das „Riesenthema“ habe man erst einmal eingrenzen müssen, betont die Museumsdirektorin. Schließlich wurde der Schwerpunkt auf fünf Themen festgelegt: Selbstbestimmung, Migration, Vorurteile, Internet und Mobilität. Zu jedem dieser Punkte sind Stationen eingerichtet, die das Thema näher beleuchten, zu Stellungnahmen auffordern, Spielangebote machen, die der Vertiefung dienen.

Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass der Begriff „Freiheit“ sich aufgrund seiner Vielschichtigkeit einer Definition entzieht, diese Definition vielmehr abhängig ist von der Haltung und den Erfahrungen jedes einzelnen. Daher verbinde sich mit der Ausstellung auch der Wunsch nach zahlreichen Diskussionen, um die Vielschichtigkeit des Freiheitsbegriffes deutlich zu machen. Die Kuratoren formulieren ihren Anspruch so: „Unsere freiheitliche Demokratie lebt davon, dass möglichst viele Menschen sich an den Diskussionen und politischen Prozessen beteiligen. Nur gemeinsam können wir unsere Freiheit aushandeln und – wenn nötig – verteidigen.“

Im Zentrum der Ausstellung steht das Theaterstück „Das rote Kleid“, das die Leiterin der Museumspädagogik, Ilse Frerichs, geschrieben hat und das Mitte September auf der Bühne des Festspielhauses am Wall Premiere feiern wird. Es geht darin um sieben politisch verfolgte Frauen, die in der Nazizeit zu Zwangsarbeit verurteilt werden und Jahrzehnte später erkennen müssen, dass ihnen immer noch Rechte – in diesem Fall das Recht auf Entschädigung – abgesprochen werden.

Die Ausstellung weist auch noch eine Abteilung für kleinere Kinder auf, die hier Angebote zur Verkleidung, zum Lesen, Spielen und Gestalten erhalten. Ein interaktives Wissens-Quiz lässt eine persönliche Entdeckungsreise durch die Ausstellung zu. Dabei genügt es, mit einem Smartphon einen QR-Code zu scannen, um teilnehmen zu können.

Mehrere Workshops bieten Kurse zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung, ein Argumentationstraining und „Demokratische Kommunikation im Netz“. Ein weiteres Angebot beschäftigt sich mit der Anfertigung von „Zines“. Das sind selbstgefertigte Magazine zu selbstgewählten Themen, die sich leicht verteilen lassen. Schließlich komplettiert eine Filmreihe „Freiheit auf der Leinwand“ das Angebot. Insgesamt stehen sechs Dokumentarfilme auf dem Programm, die sich alle mit Aspekten von Freiheit befassen.

Was sagen die Kuratorinnen selber zum Freiheitsbegriff? Für Jasmin Alley hat „Freiheit“ mit Gleichwürdigkeit zu tun – jedem Menschen komme das gleiche Maß an Würde und Respekt zu. „Freiheit steht aber auch im Zusammenhang mit Ressourcen. Je ungleicher diese verteilt seien, desto mehr Unfreiheit herrsche. Rena Dumsdorf aus Emden, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Landesmuseum absolviert: „Freiheit bedeutet für mich, Leben und Zukunft frei gestalten zu können.“ Luca Liese Ritter, Volontärin im Landesmuseum: „Freiheit bedeutet, sein zu dürfen wie ich bin – das gilt auch für andere Menschen.“ Dazu gehöre auch, den Zusammenhang zwischen Freiheit und Gerechtigkeit einzubeziehen.

Ilse Frerichs sieht den Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung. „Aber innere Freiheit wird einem nicht in den Schoß gelegt.“ Es gelte, sie ständig zu verteidigen. Auch für Evelina Peuser-Broeker steht der Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung zentral. Projektleiter Hinrich Dirksen sieht die persönliche Freiheit als Möglichkeit, Entscheidungen frei zu treffen, dann aber auch die Konsequenzen zu tragen.

Als Förderer von „Freiheit? Mit Recht!“ treten auf: die Stiftung Niedersachsen, das Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Sparkasse Emden. Die Ausstellungsgestaltung liegt bei „museeon“. Studio für Ausstellungen, Berlin. Kuratiert wurde die Ausstellung von Jasmin Alley, Rena Dumstorf, Dr. Annette Kanzenbach, Lena Leinich, Evelina Peuser-Broeker, Luca Liese Ritter, Aiko Schmidt, Projektleitung: Hinrich Dirksen.
Die Ausstellung dauert bis zum 12. April 2026