Eine überzeugende Präsentation
Freepsum. Da hatte der Kultur-Gulfhof Freepsum ganz besondere Künstler mit einem höchst reizvollen Programm engagiert. Auf der großen Bühne der Scheune erklang spanische Musik der Renaissance, des Frühbarock und des Barock, dazu zwei französische Kompositionen des Impressionismus. Neben fünf Musikern – das Ensemble „Concierto Ibérico“ – traten ein Erzähler und eine Tänzerin auf. Das alles unter dem Titel „Das Wunder von Al-Andalus“ zusammengefasst. Al-Andalus ist der arabische Name für den zwischen dem 8 und 15. Jahrhundert muslimisch beherrschten Teil der Iberischen Halbinsel.

Insgesamt ergab sich ein vielfaches internationales Spektrum schon bei den Durchführenden: ein Engländer, zwei Spanier, zwei Deutsche, ein Norweger, eine Russin stellten Werke von venezianischen, spanischen, italienischen und deutschen Komponisten vor. Im Tanz vermischten sich Einflüsse aus Bauchtanz, nordafrikanische Folklore und klassischem Ballett. Und der Erzähler trat im Stil eines orientalischen Geschichtenerzählers auf, der Märchen rezitiert, aber auch von der Übersetzerschule in Toledo berichtet, wo Muslime, Juden und Christen in bestem Einvernehmen ihre Arbeit erledigten und sich die Religionen in stetem, friedfertigem Dialog befanden.
Die Instrumente – unverstärkt – entfalteten eine höchst angenehme Atmosphäre. Kein Wunder bei dem mächtigen hölzernen Gulf, dessen älteste Stürtze 402 Jahre alt ist, wie Veranstalter Holger Rodiek betonte. Das zweimanualige Cembalo der Orgelbauerin und Musikerin Lea Sutter war als Continuo-Instrument ebenso wirkungsvoll wie im Rahmen solistischer Aufgaben. Runar Kjeldsberg zauberte auf seiner Barockgitarre, Inés Pina Pérez gab den historischen Kompositionen Tiefe und Weite. Juan González Martinez verblüffte mit unglaublicher Artistik auf seiner historischen Posaune, bei der ihm ein höchst sauberer Klang gelang.
Die perkussiven Elemente des Konzertes waren bei Hannes Malkowski in besten Händen. Er beeindruckte immer wieder – etwa mit Kastagnetten im Fandango von Luigi Boccherini. John Rodgers kam mit seiner Erzählkunst bestens an. Man merkte in seinem Umgang mit dem Publikum, dass er auch Schauspieler ist. Mit feinem Hintersinn und englischem Humor führte er durch den Abend. Tänzerin Eliana Hofmann agierte mit Tüchern, Fächern und wehenden Kleidern und bezog die gesamte Bühne in ihre bewegten Turbulenzen ein. Zwar blieb ihre Studie zum abschließenden „Bolero“ von Maurice Ravel etwas nebulös. Aber das war wohl auch dem Faktor zuzuschreiben, dass sich immer wieder Erinnerungen an den unvergesslichen „Bolero“ des Eislaufpaares Torvill / Dean dazwischenschoben. Da ist es durchaus schwierig, einer anderen Interpretation zu folgen.

Resümee: Der Abend war phänomenal, spannend in der musikalischen Zusammenstellung, anregend in den erzählerischen Teilen, voller Elan im Tanz. Das Ensemble empfiehlt sich durch seine überzeugende Präsentation.


