Mit Alter Musik am „Puls der Zeit“

Weener. Ein hinreißendes Konzert mit Alter Musik bot das Ensemble „Theatrum Affectuum“ in der Georgskirche in Weener. Die vier Musiker spielten Werke seit der Spätrenaissance bis hin zum Spätbarock, wobei der älteste Vertreter der Komponist Erasmus Lapicida war, dessen Lebensdaten noch ins 15. Jahrhundert reichen, und der jüngste Baldassare Galuppi, der ins 18. Jahrhundert gehört.

Die zu überbrückende Spanne, die sich hier andeutet, ist musikalisch zwar spürbar – zwischen dem flämischen Lied „T’Andernacken“ von Lapicida und einer Sonate für zwei Violinen und basso continuo von Galuppi sind durchaus andere musikalische Mittel zu erkennen. Zugleich aber musste man bei dieser „Zeitreise“, wie sie im Titel des Konzertes benannt wurde, keine heftigen Sprünge unternehmen. Immer konnte man sicher sein, sich musikalisch am „Puls der Zeit“ zu bewegen. Dazu zählte auch das hohe Niveau der Beiträge.

„Theatrum Affectuum“ präsentierte diese wundervolle Alte Musik souverän und schuf mit Spielfreude und einem Faible für perfekt ausgeführte Virtuosität immer neue exquisite Klangwolken. Es gab dabei drei wirkliche Höhepunkte. Da war eine Sonate von Giovanni Benedetto Platti für Cembalo solo, die Takashi Watanabe auf dem Ahrend-Cembalo des Organeums rauschhaft inszenierte. Die oben angesprochene Sonate von Galuppi bot den beiden Streicherinnen Ayako Matsunaga und Sabine Stoffer Gelegenheit, das schöne Stück Musik in ganzer Farbigkeit zu präsentieren und die effektvollen Möglichkeiten der Komposition herauszuarbeiten. Und schließlich gab Vivaldis „Concerto“ RV 94 dem Ensemble freie Bahn, stilistische Vielfalt und vielseitige Begabungen zu beweisen.

Dazu gehörten auch die eindrucksvollen Blockflötenkunststücke des gebürtigen Norders Andreas Böhlen, der gerade bei den beiden Concerti von Vivaldi in bestechender Manier schnellste Läufe in sauberer Intonation präsentierte und den künstlerischen Anspruch an die Kompositionen mit viel Verve entsprach. Insbesondere das abschließende Konzert bot in beiden Allegri Herausforderungen, die der Komponist mit schönsten Melodien gesetzt hatte, und die die Musiker mit Noblesse ins Hörbare und Staunenswerte umsetzten.

► Das Konzert von „Theatrum Affectuum“ war am Abend zuvor schon im Bürgerhaus Norden erklungen. In Weener gestaltete es den Auftakt zur Reihe der „Musikalischen Herbst- und Winterreisen“, die am 25. Oktober um 17 Uhr im Organeum Weener fortgesetzt wird. Dann konzertieren Alexander und Aleksandra Grychtolik (Weimar) am Zell-Cembalo und am Ahrend-Cembalo Musik zu zwei und vier Händen.