Anspruchsvoll, aber emotional zugänglich
Emden. Zu einer musikalischen Vesper hatten Daniela Dammert (Gesang) und Brigitte Höhn (Orgel, E-Piano) in die katholische Kirche St. Michael eingeladen. „Mystische Stunden – herbstlich Willkommen“ hieß das Programm, das die beiden Musikerinnen in der gerade vollständig renovierten Kirche präsentierten. Das kleine Konzert sei, so sagte Renate Schirrmann vom katholischen Pfarrgemeinderat, das erste, das im neuen Kirchenraum veranstaltet werde.
Brigitte Höhn hatte ein sehr feines Programm zusammengestellt, anspruchsvoll, aber emotional zugänglich, zudem mit gutem Timing versehen. Neben den musikalischen Beiträgen gab es kurze Lesungen aus dem Tagebuch der Edith Holden, einer englischen Künstlerin und Autorin, das sich mit Themen aus der Natur beschäftigt.
Auf der Gebrüder Stockmann-Orgel von 1961 spielte Brigitte Höhn drei Sätze aus den „Heures mystiques“ op. 29 von Leon Boëllmann. Und man musste sich wundern, zu welch schönen, an vielen Stellen tatsächlich geheimnisvollen Klängen die Organistin die schon seit Jahren problematische Orgel verleiten konnte. „Ich musste ziemlich viel koppeln“, sagte sie hinterher.
Daniela Dammert ersetzte bei der Vesper einen ganzen Chor – etwa in Bob Chilcotts „Irish Blessing“ oder in Lenas Song „Fly with me“. Begleitet wurde sie von Brigitte Höhn auf dem E-Piano. Dammerts schöne Stimme bewältigte die Songs völlig mühelos und zeigte sich auch bei „You light up my life“ von Joe Brooks aus dem Jahr 1977 leicht und schmiegsam.
Das Problem allerdings war die Akustik in der sanierten Kirche. Optisch ist sie sehr schön geworden – hell und licht -, auch wenn der Innenraum durch das neue Farbkonzept eine grundsätzliche Veränderung erfahren hat. Aber der Hall in der Kirche ist so massiv, dass man das gesprochene Wort kaum verstehen kann. Für Gesang ist dieser Nachhall ebenfalls unglücklich, weil er den Klang buchstäblich „herunterkühlt“. Das war schade, weil die Vesper mit Musik versehen war, die eigentlich Wärme und Nähe verbreiten sollte.
