Zuneigung und Respekt!
Emden. Das Stadtorchester Emden, ein sinfonisches Blasorchester, hat seinen 20. Geburtstag mit einem Konzert im Festspielhaus am Wall gefeiert. Gast-Musiker und ehemalige Mitglieder, die heute zwischen Wismar und Freiburg verstreut sind, waren hinzugekommen, und so präsentierte sich dem Publikum ein 70-köpfiges Ensemble im ausverkauften Haus. Das Programm war ein Mix aus fetzig, klassisch, romantisch und modern und umgriff rund 400 Jahre Musikgeschichte: ein Marsch aus der Renaissance von William Byrd, ein Satz aus der 7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, aktuelle Filmmusik von John Powell, ein Choral zu Ehren des romantischen Sinfonikers Anton Bruckner von Thomas Doss, Slawische Tänze von Elliot Del Borgo mit akrobatischer Rhythmik und natürlich – Auszüge aus Leonard Bernsteins „West Side Story“.

Die Orchestermitglieder, von denen die meisten Amateure sind, die das Musizieren als Hobby betreiben, stehen unter Leitung von Dominik Fakler. Sie zeigten sich in bestechender Form und bewältigten das anspruchsvolle Programm souverän. Fakler selber übernahm auch die Moderation, und so erfuhr man allerhand Interessantes über das Orchester, das sich aus Musikern dreier Emder Einrichtungen zusammensetzt: der Musischen Akademie, den Stadtwerken und der Feuerwehr. Die Besetzung erfasst neben den Holz- und Blechbläsern auch Drums und Percussion. Altersmäßig ist das Orchester breit aufgestellt – der Abstand zwischen den jüngsten und ältesten Spielern betrage 60 Jahre, sagte Fakler, der davon schwärmte, wie viel Spaß die Arbeit mit den immer gut aufgelegten Musikern ihm bereite.
Fakler leitet das Orchester seit drei Jahren. Und das besondere bei diesem Konzert, seine beiden Vorgänger und der Initiator des Orchesters spielten beim Geburtstagskonzert mit. Bernd Fuhrmann (Trompete) hatte 2005 die Gründung angeregt. Michael Bork (Posaune) agierte als erster Dirigent, der den Klangkörper rund 13 Jahre leitete. Martin Dammert (Trompete) war gut drei Jahre als Dirigent dabei. Seit 2022 steht Fakler aus dem Pult, und er habe von Anfang an klargemacht, dass er zwar das Dirigat führen wolle, alles andere aber aus dem Orchester heraus geleistet werden müsse. So bildeten sich verschiedene Arbeitsgruppen, die im Hintergrund tätig sind und viele Dinge regeln: Organisation, Kontaktpflege, Notenbeschaffung, Vorbereitung der Proben. Auch das schöne Programmheft mit den äußerst knappen, aber aussagekräftigen Informationen zum 20-Jährigen sei ohne große Umstände entstanden.

Dass das Programm ankam, machte der Applaus des Publikums deutlich, das auf Zugaben drängte. Und immerhin gab es drei. Die zweite war ungewöhnlich, denn Fakler und Bork tauschten die Plätze, so dass der aktuelle Dirigent ins Orchester zurücktrat, während Bork noch einmal auf dem Pult stand. Wann das Stadtorchester Emden wieder zu hören ist, steht noch nicht fest. Eines aber war nach dem Konzert sicher: Das Ensemble hat seinen festen Platz im Leben der Stadt und genießt die Zuneigung und den uneingeschränkten Respekt der Besucher.
